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Berlin: Stumme Telefone bei Zeugnis-Sorgenhotline
Die Nachfrage beim Sorgentelefon an Zeugnistagen ist gering
Für die meisten Schüler ist der letzte Schultag mit Vorfreude auf die nahenden Ferien verbunden. Doch nicht für alle: Schlechte Noten auf dem Zeugnis können die Stimmung schnell trüben. Mehr noch, wenn die Stufe wiederholt werden muss. Dann weichen der Freude über die freien Tage Frust und Kummer.
Für Schüler, die mit ihren Noten unzufrieden sind, bietet die Senatsbildungsverwaltung eine Sorgen-Hotline an. Sechs Pädagogen stehen an den Zeugnisvergabetagen bereit, um die notleidenden Schüler zu beraten und Unterstützung anzubieten. Auch die Eltern der Schüler können sich hier melden.
Die Resonanz hält sich bislang allerdings in Grenzen: Am 17. Juli, dem letzten Tag vor den Sommerferien in Berlin, meldeten sich gerade mal 19 Personen bei der Hotline. Am 2. Februar, dem Tag der Ausgabe der Halbjahreszeugnisse, waren es 18 Personen. Dies geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz hervor.
»Das Angebot wird von den Betroffenen nicht genug angenommen«, sagt Burkert-Eulitz. »Dabei kann man sich nur schwer vorstellen, dass es nicht genügend Probleme gibt.« Das Problem liege daran, dass die Hotline unter Schülern kaum bekannt sei – und die Bildungsverwaltung tue zu wenig, um das Sorgentelefon zu bewerben. So hatte die Senatsverwaltung die Hotline ausschließlich auf eigenen Seiten in sozialen Medien und mit einer Pressemitteilung bekannt gemacht. »Das sind nicht die Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten«, sagt Burkert-Eulitz.
Die Hotline breiter zu bewerben, gehöre allerdings nicht zu den Plänen der Bildungsverwaltung. »Ein Ausbau der Bekanntmachung ist nicht geplant, da das Zeugnis-Sorgentelefon in Berlin gut etabliert ist und eine Bedarfsmeldung nicht vorliegt«, heißt es in der Antwort auf die Anfrage.
Die Grünen-Abgeordnete Burkert-Eulitz fordert dagegen, dass die Hotline »offensiver« beworben werden müsse. Sie will, dass in Schulen und Jugendeinrichtungen über das Angebot informiert wird. Hier könnten die Schüler niedrigschwellig angesprochen werden. Langfristig kann sie sich auch vorstellen, dass in den Jugendeinrichtungen selbst Beratung an den Zeugnistagen angeboten wird.
Das Sorgentelefon müsse aber nicht nur breiter beworben, sondern auch strukturell ausgebaut werden, fordert Burkert-Eulitz. »Die angebotenen Zeiten sind nicht adäquat für die Schülerinnen und Schüler«, sagt sie. Aktuell wird ausschließlich an den Zeugnisvergabetagen von 10 bis 13 Uhr telefonische Beratung angeboten. »Viele Schülerinnen und Schüler sind zu diesen Zeiten noch gar nicht zuhause«. Als ersten Schritt müssten die Beratungszeiten an den Zeugnistagen mindestens bis in den Nachmittag ausgeweitet werden.
Langfristig wünscht sich Burkert-Eulitz, dass die Hotline personell aufgestockt und besser mit anderen Beratungsangeboten vernetzt wird. »Ein kurzer Anruf reicht häufig nicht«, sagt sie. Die Berater könnten als »Brückenbauer« fungieren, die hilfsbedürftige Schüler und Schülerinnen etwa an schulpsychologische Angebote weiterleiten können. Ein Ausbau sei noch aus einem anderen Grund notwendig: Das Sorgentelefon sei eine »Kontrollinstanz«, die Schüler bei strittigen Fragen zur Notenvergabe beraten und über weitere Schritte aufklären könne.
Die Senatsverwaltung plant dagegen derzeit nicht, die Sprechzeiten auszuweiten. Dafür sei die Nachfrage zu gering, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Die Senatsverwaltung verweist darauf, dass es auch an den Schulen selbst Beratungsangebote von Vertrauenslehrkräften und Sozialpädagogen gebe, die schon vor der Zeugnisausgabe genutzt werden könnten.
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