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Meyer-Werft: Ökonomie und Ökologie
Die Rettungspläne für den Schiffbauer sind begründet, meint Hermannus Pfeiffer
In Papenburg werden seit Jahrhunderten Seeschiffe gebaut. Doch die Lage tief im Binnenland wurde zu einer Herausforderung, als die Frachter und die Luxusliner immer länger und breiter wurden. Das Land Niedersachsen ließ extra für »den Meyer« die Fahrrinne verbreitern und die Ems im Bedarfsfall aufstauen. Diese Industrialisierung des Flusses war und ist ökologisch ein Problem.
Auch wirtschaftlich ist die Meyer-Werft einzigartig. Beim Bau von Kreuzfahrtschiffen, deren Stückpreis eine Milliarde Euro betragen kann, ist man Weltmarktführer. Es gibt nur zwei Konkurrenten in Europa. Japan und China sind mit dem Versuch gescheitert, solche Eiffeltürme der maritimen Ingenieurskunst zu produzieren.
Neben der Stammbelegschaft arbeiten Abertausende Menschen von Fremdfirmen und Leiharbeiter auf der Werft, zusammen etwa 10.000, viele weitere bei Zulieferern. Wenn Bund und Länder die Ansiedlung von Chip- und Batteriefabriken »ausländischer« Konzerne mit zweistelligen Milliardenbeträgen sponsern, sollten sie dies mit einer vergleichsweise bescheidenen Summe auch für ein alteingesessenes Familienunternehmen tun – und bereits real vorhandene Arbeitsplätze retten, hoffentlich dauerhaft.
Managementfehler, die sich Firmenpatriarch Bernard Meyer im Überschwang seiner Erfolgsserie offenbar geleistet hatte, dürften Kanzler Olaf Scholz und den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil – beide SPD – nicht davon abhalten, mit der IG Metall ein ökonomisches Rettungspaket zu schnüren. Dafür spricht sogar die Ökologie: Auf seiner Neptun-Werft in Rostock will Meyer Konverter bauen. Solche milliardenschweren Umspannwerke werden für Offshore-Windparks benötigt – und damit für die Energiewende.
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