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Verlorenes Gepäck: Was Reisende so einpacken
Ein US-Unternehmen hat aufgelistet, was man in verlorenen Gepäckstücken alles finden kann
Sie sind die Wundertüten des Flugverkehrs: Koffer, Reisetaschen und Rucksäcke, die der Besitzer nicht vom Gepäckband holt und deren Verlust nie angemeldet wird. Zwar finden laut dem Softwareunternehmen SITA 92 Prozent des verlorenen Reisegepäcks innerhalb von drei Tagen wieder zu ihrem Eigentümer zurück. Dennoch bleibt weltweit immer noch genug verwaistes Hab und Gut irgendwo im Nirgendwo zurück.
Die US-Firma Unclaimed Baggage in Alabama handelt seit mehr als 50 Jahren mit diesem Gepäck. Dafür werden nicht reklamierte Koffer, Taschen und Rucksäcke geöffnet und auf verkäufliche Ware hin durchsucht. Für das vergangene Jahr hat der Händler jetzt erstmals einen Fundbericht der anderen Art veröffentlicht. Denn der Inhalt jedes Gepäckstücks verrät einiges über den Besitzer und den Zeitgeist.
Wenn es um die zehn meistgefundenen Gegenstände geht, dann steht Unterwäsche logischerweise an erster Stelle. Es folgen Schuhe, in erster Linie Sneaker, wobei Frauen mehr Schuhe als Männer mitnehmen. An dritter Stelle kommen elektronische Geräte. Hier lösen gerade Tablets die Laptops ab. Position vier nehmen T-Shirts ein, wobei Vintage-Look offensichtlich in Mode ist. Die Positionen fünf und sechs besetzen Bücher und Blusen. Meist handelt es sich um Sommerblusen. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Im Sommer gehen wegen der Urlaubssaison mehr Koffer verloren.
Wie sehr Jeansmode sich immer wieder neu erfindet, kann sich an Platz sieben der zehn populärsten Kofferinhalte erkennen lassen. So wurden etwa zwölf Prozent mehr Herren- als Damen-Jeans gefunden, und der Hype um die High-Waist-Jeans scheint sich wieder zugunsten der Low-Waist-Hose der 1990er Jahre zu legen. Auf Platz acht der Verlust-Hitparade finden sich Kopfhörer. Leichte Bluetooth Earbuds, vor allem AirPods, werden gegenwärtig auf Reisen bevorzugt und nicht mehr wie noch in den vergangenen Jahren die klobigen Over-Ear-Kopfhörer.
An neunter Stelle der Kofferinhalt-Rangliste nennt die Firma Unclaimed Baggage Kleider. Zusammen mit den bereits gelisteten Schuhen und Blusen lassen sich daraus wahlweise zwei Folgerungen ziehen: Im Vergleich zu Männern nehmen Frauen entweder mehr mit, oder sie verlieren mehr Koffer.
Komplettiert wird die Top Ten der meistverlorenen Gegenstände von Smartphones, vorzugsweise von Apple. Die stecken allerdings selten im Gepäck, sondern gehen an Flughäfen oder an Bord der Flugzeuge verloren. Meldet sich kein Besitzer, dann wandern sie nach einer Frist von drei Monaten ebenfalls in den Verkauf von Unclaimed Baggage. Da aber ärgert man sich ein wenig über Apples Sicherheitsmaßnahmen. Die sind so gut, dass sich die Handys kaum entsperren lassen und im Elektroschrott landen.
Die ausgegrabenen Fundstücke aus dem verlorenen Gepäck weisen zudem darauf hin, was derzeit zu den bevorzugten Konsumgütern des Wohlstands gehört. Markenpräferenzen und auch Trendaktivitäten lassen sich daraus ablesen. Das beginnt mit der so wichtigen Zufuhr von Wasser. Dazu bedarf es wasserdichter Flaschen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls zum Lifestyleprodukt geworden sind. Zu den meist gefundenen Marken gehören Owala, Yeti, Stanley und Hydro Flask. Wer dauernd an der schicken Wasserflasche nuckelt, der hat gerne auch sprotliche Outfits für Yoga, Pilates und Stretching im Gepäck und sportliche Sneaker sowieso.
Aber auch popkulturelle Phänomene spiegeln sich im Gepäck der Flugpassagiere wider. So darf es bei der Bekleidung gerne wieder funkeln, glitzern und leuchten. Erinnern sich noch alle an den weltweiten Barbie-Hype wegen des gleichnamigen Films im vergangenen Jahr? Der hatte zur Folge, dass die Kleidung wieder bunter ist, vorzugsweise in den Farben Pink und Rosa. Ebenfalls 2023 startete Taylor Swifts immens erfolgreiche Eras Tour. In der Folge haben viele Reisende Swift-Souvenirs wie etwa T-Shirts im Gepäck. Und wie Swifties wissen: Ohne Pailletten und Strass geht eigentlich gar nichts.
Manchmal verbergen sich in vergessenen Koffern aber auch absolute Schätze des Luxuskonsums. Eine schwarze Jacke von Chanel für rund 4500 Euro gehört da noch zu den Einsteigermodellen. Wie wäre es stattdessen mit Turnschuhen für fast 12 000 Euro von Louis Vuitton? Richtig ins Geld gehen offensichtlich auch Designer-Handtaschen. Auf rund 23 000 Euro wurde eine Birkin 25 in der Farbe Rosa-Azalee taxiert.
Wer nun rätselt, was das ist: Es handelt sich um ein Taschenmodell vom Edelsattler Hermès, das einst von Schauspielerin Jane Birkin angeregt wurde. Das gute Stück war ebenfalls nie abgeholt worden, und wem sie gehörte, ließ sich nicht herausfinden, weil die Besitzerin den klassischen Fehler gemacht hatte: Der Koffer war weder mit einem Namen noch mit einer Adresse versehen.
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