Kamala Harris: »Intersektionaler Imperialismus«

Raul Zelik stellt Fragen zu Kamala Harris

  • Raul Zelik
  • Lesedauer: 2 Min.
Kamala Harris – immerhin nicht Donald Trump
Kamala Harris – immerhin nicht Donald Trump

Als sich die schwarze feministische Juristin Kimberlé Crenshaw vor einigen Wochen mit Vizepräsidentin Kamala Harris ablichten ließ, spotteten schwarze Radikale: »Intersektionaler Imperialismus«. Wer weiter recherchierte, stieß auf eine Karikatur mit zwei US-Bombern. Der erste repräsentierte die Republikaner und war einfarbig. Der zweite stand für die Demokraten und war bunt: Am Heckflügel prangten die Regenbogenfarben, am Bauch des Bombers der Slogan »Black Lives Matter«.

Gewiss: Auch in den USA neigen Linke zu antiimperialistischen Vereinfachungen. Aber der Spott verweist doch auf ein reales Problem. Ursprünglich ging es bei »Intersektionalität« (Überkreuzung) darum, wie verschiedene Unterdrückungsverhältnisse im Kapitalismus ineinandergreifen. In den vergangenen Jahren war die Debatte immer häufiger von der Frage geprägt, wie der bürgerliche Staat die Benachteiligung bestimmter Gruppen reduzieren kann. Hört sich vernünftig an. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob diese Art von »Diversität« wirklich einen Unterschied macht. Ist es emanzipatorisch, wenn der Anteil von Schwarzen an den US-Gefangenen leicht sinkt, die Zahl der Inhaftierten (fast alles Arme) aber gleich bleibt? Und wo ist der Fortschritt, wenn US-Kriegseinsätze von einer Frau kommandiert werden?

Dass Trump/Vance ein faschistoides Projekt verfolgen, in dem Schwarze und Frauen nichts zu lachen haben, liegt auf der Hand. Insofern ist Kamala Harris das kleinere Übel. Aber warum es besser ist, wenn der Ausbau von Armee und Polizei von einer Schwarzen vorangetrieben wird, muss das Geheimnis liberaler Theorie bleiben. Harris vs. Trump ist wie FDP wählen, um Höcke zu verhindern.

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