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Hitzeschutz muss verstärkt werden
Europäische Länder setzen auf Prävention und Anpassung an extreme Temperaturen
Die katalanische Metropole Barcelona erreichte im Juli einen Hitzerekord mit knapp 40 Grad Celsius. So heiß war es im Nordosten der Iberischen Halbinsel am Mittelmeer zuvor noch nie. Auch im Baskenland stiegen die Temperaturen Mitte August auf neue Rekordwerte: Fast 43 Grad wurden am Atlantik in Bilbao registriert. Das ist eine Temperatur, die man nicht im »kühlen« Norden, sondern im südspanischen Andalusien erwarten würde. Dort stiegen die Werte in Richtung 50 Grad an.
»Ein zweiter Hitzetoter in nur 24 Stunden in Madrid«, titelte kürzlich eine spanische Zeitung zu den Auswirkungen. »Es stirbt ein zweiter Landarbeiter an einem Hitzschlag«, wurde aus Andalusien gemeldet. Im Artikel wird zudem berichtet, dass ein 17-jähriger zunächst ins Koma fiel und kurz danach starb. Der Jugendliche war im Schwimmbad offenbar zu stark erhitzt ins kühle Becken gesprungen.
»Es wird auch mehr darauf geachtet, dass die Arbeitnehmer an den heißesten Tagen nicht so stark der Hitze ausgesetzt sind.«
Elisa Gallo Gesundheitsforscherin
Solche Ereignisse könnten sich mit dem voranschreitenden Klimawandel häufen. Eine internationale Studie unter Leitung des Barcelona Institute for Global Health, die in der Fachzeitschrift »Nature Medicine« veröffentlicht wurde, kommt zum Ergebnis, dass 2023 in Europa fast 48 000 Menschen den Hitzetod erlitten. Im Jahr davor sollen es sogar 60 000 gewesen sein, ermittelten die Experten bei der Analyse von 96 Millionen Todesfällen. Somit waren im Jahr 2022, dem bisher heißesten Jahr in Europa, die meisten dieser Fälle zu beklagen.
Bislang weisen die Länder im Süden des Kontinents die höchsten Sterberaten aus. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl lag Griechenland 2023 mit 393 Todesfällen pro einer Million Einwohner an der Spitze, gefolgt von Bulgarien (229), Italien (209) und Spanien (175). Deutschland verzeichnete 76 Tote je eine Million Menschen.
In Bezug auf die Hitzetoten gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Die gute ist, dass präventive Programme und Anpassungsmaßnahmen der Bevölkerung Wirkung entfalten können. Ohne Anpassung an immer extremere Temperaturen hätte die hitzebedingte Sterblichkeit 2023 in der Bevölkerung wohl um 80 Prozent höher gelegen, meint die Forschergruppe um die Gesundheitsstatistikerin Elisa Gallo in ihrer Studie.
Einen Wendepunkt im Umgang mit solchen Temperaturen markierte laut Gallo die Hitzewelle von 2003. Seither werden zunehmend Präventionspläne erstellt, wie in Spanien. In ihnen wird die Öffentlichkeit vor Hitzewellen gewarnt. Vorsorgemaßnahmen werden propagiert, darunter ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, das Aufsuchen kühler Orte in der Mittagshitze und Verzicht auf Sport im Freien.
Der Überwachungszeitraum wurde in Spanien auf die Zeit vom 15. Mai bis zum 15. Oktober ausgeweitet, da Hitzewellen immer früher und auch noch spät im Jahr auftreten. Vor 2003 seien die Menschen »nicht angepasst« gewesen, meint Gallo. Sie hätten nicht gewusst, »wie sie sich verhalten sollen«. Das habe sich geändert, vor allem bei älteren und besonders anfälligen Menschen. Dazu kämen Veränderungen in der Stadtplanung. So seien vermehrt Grünflächen geschaffen worden. »Es wird auch mehr darauf geachtet, dass die Arbeitnehmer an den heißesten Tagen nicht so stark der Hitze ausgesetzt sind«, meint die Forscherin.
Doch nicht überall in Europa wird ausreichend für den Hitzeschutz getan. In Griechenland kritisieren Experten wie der Physiologe Andreas Flouris von der Universität Thessaloniki eine mangelnde Vorbeugung.
Die schlechte Nachricht kommt aus einer Studie, die gerade in der Fachzeitschrift »Lancet Public Health« veröffentlicht wurde. Da der Klimawandel anhält, könnte es bis zum Ende des Jahrhunderts jährlich bis zu 80 000 zusätzliche Hitzetote geben. Dies wäre eine Verdreifachung gegenüber dem Zeitraum zwischen 1991 und 2020, heißt es darin. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, da man noch kein »vollständiges Bild« habe, welche Auswirkungen Hitze zum Beispiel auf Fehlgeburten habe, erklärte die britische Gesundheitsforscherin Madeleine Thomson, eine Autorin der Studie.
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