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Friedensdenkmal: Arbeiter für Ari

DGB und koreanische Gewerkschaften wollen Trostfrauenstatue erhalten

Geht es nach den Gewerkschaften, soll Aris mahnende Symbolkraft auch in Anbetracht der kriegerischen Weltlage dauerhaft erhalten bleiben.
Geht es nach den Gewerkschaften, soll Aris mahnende Symbolkraft auch in Anbetracht der kriegerischen Weltlage dauerhaft erhalten bleiben.

Der drohende Abriss der koreanischen Friedensstatue zur Mahnung an japanische Weltkriegsverbrechen bekommt weiteren Gegenwind. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Berlin-Brandenburg richtet sich in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und die Bezirksbürgermeisterin von Mitte Stefanie Remlinger (Grüne). Gemeinsam mit zwei südkoreanischen Gewerkschaftsverbänden appelliert der DGB für den Erhalt von »Ari«, der mahnenden Bronzefigur auf dem Unionplatz im Berliner Ortsteil Moabit.

»Wir rufen alle Arbeiter in Südkorea und Deutschland erneut dazu auf, ›Ari‹ zu bewahren«, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Wie eine Sprecherin des DGB »nd« mitteilte, sei die Initiative von den koreanischen Verbänden ausgegangen. Mit Verweis auf die Beschlusslage, in der der DGB erklärt, sich für Frieden einzusetzen, und in Solidarität mit koreanischen Arbeiter*innen, habe man den Anstoß gerne aufgenommen.

Die Mahnung, die von der Friedensstatue ausgehe, sei aktueller denn je, erklärte Katja Karger, Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg. »Kriege und gewaltsame Konflikte bringen zwangsläufig Leid und Opfer mit sich. Frauen, Kinder und ältere Menschen sind besonders betroffen – auch von sexueller Gewalt. An ihr Schicksal erinnert die Statue ›Ari‹.«

»Wir rufen alle Arbeiter in Südkorea und Deutschland erneut dazu auf, ›Ari‹ zu bewahren.«

Gemeinsame Erklärung deutscher und südkoreanischer Gewerkschaften

Ganz gleich, ob religiöse und ideologische Unterschiede, Konflikte um Ressourcen und Lieferketten oder militärische Auseinandersetzungen um Territorien – die Konflikte und Spannungen, die sich auf der ganzen Welt abspielen, zeigten keinerlei Anzeichen eines Endes, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter.

Andeutungen des Regierenden Bürgermeisters und der Bezirksbürgermeisterin, dass die Statue abgerissen werden könnte, würden den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ignorieren. Und weiter erklären die Gewerkschaften: »Angesichts der jahrzehntelangen Bemühungen der deutschen Regierung um historische Gerechtigkeit können wir unsere Enttäuschung nicht verbergen.«

Das Denkmal erinnert an Frauen, die während des Asien-Pazifik-Kriegs (1937-1945) vom japanischen Militär verschleppt, zwangsprostituiert und in sogenannten Trosthäusern sexuell ausgebeutet wurden. Der Begriff Trostfrauen ist dabei ein Euphemismus des japanischen Militärs, der die Rolle der Frauen beschreibt: Sie sollten den japanischen Soldaten nach ihrem Erleben der Kriegsschauplätze Trost spenden. Die Frauen stammten aus den ehemaligen Kolonien Japans, vor allem aus Taiwan und Korea.

Der Koreaverband hatte 2020 das Denkmal initiiert. Dessen Verbleib war zunächst für ein Jahr vorgesehen und wurde seitdem mehrmals verlängert. Am 28. September muss die Statue nach derzeitigem Stand abgebaut werden. Die BVV Mitte hatte bereits im Dezember 2020 für den dauerhaften Erhalt gestimmt. Seit Beginn weist die japanische Regierung auf die einseitige Darstellung der Geschichte hin und fordert den Abbau.

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Berlins Bürgermeister Wegner hatte nach einem Treffen mit der japanischen Außenministerin im Mai erklärt, dass es eine einseitige Darstellung in Zukunft nicht mehr geben dürfe. Der Koreaverband stellte indessen einen Einwohnerantrag an die BVV Mitte für einen erneuten Beschluss zum dauerhaften Erhalt der Statue. Bisher seien 3000 und damit weit mehr als die verlangten 1000 Unterschriften gesammelt worden, erklärt der Verband »nd«. Am 19. September kehrt die BVV aus der Sommerpause zurück. Doch mit Blick darauf, dass das Bezirksamt ähnlichlautende Beschlüsse bisher alles andere als umgesetzt hat, breitet sich beim Koreaverband Verzweiflung aus.

Eine Sprecherin des DGB versicherte »nd«: »Wenn unsere offenen Briefe unbeantwortet bleiben, fassen wir nach.«

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