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DFB-Pokal und Regionalliga Nordost: Carl Zeiss Jena im Höhenflug
Der Viertligist hat nach dem Pokal-Aus gegen Bayer Leverkusen große Ziele
»Und ihr wollt Deutscher Meister sein?«-Gesänge schalten am Mittwochabend mehrfach durch das Ernst-Abbe-Sportfeld von Jena. Die Fans des Gastgebers FC Carl Zeiss honorierten damit die Leistung ihrer Mannschaft im letzten noch ausstehenden DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen Bayer Leverkusen. Der Viertligist unterlag dem Deutschen Meister und Pokalsieger nur mit 0:1 (0:0). Das stimmte auch Leverkusens Nationalspieler Robert Andrich nachdenklich: »Wir haben zu einfache Fehler gemacht und damit die Kulisse zum Kochen gebracht. Wir können froh sein, dass wir die Runde gerade so überstanden haben.«
Der Treffer des Tages gelang Jonas Hofmann in der 52. Minute per Kopf. In der Nachspielzeit hätte Jenas Hamza Muqaj die Verlängerung erzwingen können. Es reichte nicht. »Wir wollten unsere Chance suchen und im Stadion etwas entfachen. Das ist gegen einen extrem starken Gegner gelungen. Ich bin stolz«, erklärte Zeiss-Trainer Henning Bürger. Mit dieser Partie konnte Jena weiter Werbung in eigener Sache betreiben. Der dreifache DDR-Meister und ehemalige Europapokalfinalist hängt seit 2020 in der Regionalliga Nordost fest. Vergangene Saison reichte es nur zu Rang sieben, auch der Greifswalder FC, Viktoria Berlin oder die VSG Altglienicke landeten vor den einst so stolzen Ostthüringern.
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Aktuell setzt Jena aber zum Höhenflug an. Nach fünf Siegen in fünf Spielen thront der FCC an der Tabellenspitze. »Die ersten Spiele liefen richtig gut. Da gehört die Partie gegen Leverkusen auch dazu«, meinte Coach Bürger. Und das sorgt für Euphorie, die mit der fast abgeschlossenen Modernisierung des Stadions einhergeht. Sampdoria Genua, gegen das Jena im Herbst 1988 die letzten beiden von 87 Europacup-Partien bestritt, war Ende Juli zur offiziellen Wiedereröffnung zu Gast. Bei der 1:2-Niederlage vor 11 400 Zuschauern stand vor allem das neue Areal mit der riesigen Glasfassade im Mittelpunkt.
Endlich ist das Stadion fertig und komplett überdacht. Der mehr als 60 Millionen Euro teure Umbau dauerte dreieinhalb Jahre und erfolgte bei laufendem Spielbetrieb. Als Bauherr fungierte die Elf5 Jena GmbH, eine Gesellschaft der Stadt und des Konsortiums Jenarena und Elex, das die beispielsweise auch für Konzerte geeignete Multifunktionsarena in den nächsten 25 Jahren betreiben wird. Danach fällt es zurück in das Eigentum der Stadt Jena.
Hinter Elex steckt Roland Duchâtelet, Jenas langjähriger Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH. Der belgische Geschäftsmann und Investor hat seit 2013 immer wieder Finanzlöcher gestopft, bis 2022 floss ein zweistelliger Millionen-Betrag. Jetzt muss das die Vereinsführung regeln. »Seit 2023 werden die jährlichen Verluste der Spielbetriebs-GmbH nicht mehr vom Gesellschafter getragen. Wir müssen vernünftig wirtschaften. Ziel muss es sein, dass sich dieser Fußball-Standort von selbst trägt«, erklärte Präsident Ralph Grillitsch.
Rund 5500 Mitglieder hat der Verein, 2800 Dauerkarten wurden für die Saison verkauft. Den 1:0-Sieg im letzten Regionalliga-Heimspiel gegen den Chemnitzer FC sahen 7361 Besucher. Gegen Leverkusen war das Stadion erstmals mit 15 000 Besuchern ausverkauft. Am kommenden Mittwoch werden beim brisanten Derby gegen den Erzrivalen Rot-Weiß Erfurt nur 12 880 Besucher dabei sein können, weil neben dem Gästeblock ein Sicherheitspuffer erforderlich ist. »Wir hoffen, dass es einigermaßen friedlich bleibt«, sagte Grillitsch.
Nicht zur Aufbruchstimmung passt das Verhalten der Ultras. Sie feinden Stürmer Kay Seidemann, der aus Erfurt gekommen ist, seit Wochen offen an. Er hatte sich aus Sicht der Jenaer Ultras in seiner Erfurter Zeit in den sozialen Medien zu sehr auf die rot-weiße Seite gestellt. Er darf sich dem Block der Jenaer Ultras nicht nähern.
Als die Mannschaft nach dem Sieg gegen Chemnitz dies dennoch zusammen mit Seidemann tun wollte, schallten Anti-Seidemann-Rufe aus der Südkurve. Daraufhin drehten alle Spieler ab. Inzwischen gab es für den 24-Jährigen eine Anweisung vom Verein, nicht mehr zu den Ultras zu gehen. Das führte zur skurrilen Situation, dass Seidemann nach dem Spiel gegen Leverkusen vor drei Tribünen zeitweise allein gefeiert wurde, während der Rest des Teams auf der anderen Seite von den Ultras verbales Lob erhielt. »Wir brauchen noch sehr viel Kommunikation, um diese festgefahrenen Linien aufzuweichen«, so Grillitsch.
Etwas entspannter geht es bei den Frauen zu, die nach zwei Jahren wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen sind. »Sie nutzen die ganze Infrastruktur und tragen nun gemäß einer DFB-Auflage wie die Männer alle Heimspiele im neuen Stadion aus. Aufgabe ist es, die Klasse zu halten«, sagte Grillitsch. Die Fußballerinnen profitieren auch vom traditionsreichen Unternehmen Zeiss, dem der Verein seinen Namen verdankt. Dieses gehört nach seinem Rückzug 2002 nun wieder zu den Unterstützern des Jenaer Nachwuchses, der Männer und Frauen. Gute Aussichten also – auch für einen Aufstieg der Fußballer in die 3. Liga.
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