Warholm vs. Duplantis – Neue Formate für Leichathletik-Fans

Trotz der Begeisterung bei Olympia sucht die Sportart nach neuen Wettkampfformaten

  • Robert Semmler
  • Lesedauer: 3 Min.
Stabhochspringer Armand Duplantis ließ Hürdenläufer Karsten Warholm keine Chance über 100 Meter.
Stabhochspringer Armand Duplantis ließ Hürdenläufer Karsten Warholm keine Chance über 100 Meter.

So stellen sich Modernisierer der Leichtathletik das vor: Ein bestens inszeniertes Duell zweier Stars und nach eineinhalb Stunden ist alles schon wieder vorbei. Das 100-Meter-Rennen zwischen Stabhochsprung-Ass Armand Duplantis und Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm in Zürich bot beste Abendunterhaltung. Und mit seiner Siegerzeit von 10,37 Sekunden hätte Duplantis bei Olympia in Paris noch so manchen Spezialisten in den Vorläufen locker abgehängt. Auch die 10,47 Sekunden von Warholm waren noch aller Ehren wert.

Das vom Getränkehersteller Red Bull im eigenen TV-Kanal übertragene Rennen wurde seit Tagen medial beworben. Die Zuschauer auf der Haupttribüne im altehrwürdigen Letzigrund von Zürich wurden mit einem Unterhaltungsprogramm und Interviews mit anderen Leichtathletik-Größen eingestimmt.

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»Wir sind als Sportart viel zu konservativ«, hatte der Weltverbands-Präsident Sebastian Coe schon vor den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr dem »Spiegel« gesagt und über die WM in seiner Sportart unverblümt geurteilt: »Ein neuntägiger Wettbewerb, bei dem täglich drei- bis vierstündige Sessions ausgetragen werden – so was schauen sich doch nur noch Puristen wie ich an.«

Dem entgegen steht die Begeisterung bei den Olympischen Spielen in Paris. Stets 70 000 lautstark mitgehende Zuschauer im Stade de France machten schon die Vormittagsveranstaltungen zu einer unvergesslichen Erfahrung auch für die meisten Athletinnen und Athleten. Eine bessere Werbung hätte sich die Leichtathletik in ihrer alten Form gar nicht wünschen können.

Coe hatte indes schon ein Jahr vor der WM betont: »Ich befürchte, ein solches Format passt einfach nicht mehr zum Lebensstil jüngerer Menschen, die viel eher an schnelleren Veranstaltungen interessiert sind und an entsprechenden digitalen Inhalten, die gut aufbereitet sind.«

Das Event von Zürich am Tag vor dem traditionellen Meeting bot genau dies. Im Mittelpunkt standen – in Bademänteln präsentiert wie Boxer vor dem Kampf – zwei der bekanntesten Protagonisten, die die Leichtathletik seit dem Abschied des kaum zu ersetzenden Usain Bolt zu bieten hat. Duplantis arbeitet daran, nicht nur mit Titeln und Weltrekorden noch bekannter zu werden. Der 24-Jährige postete nachts noch ein Foto von sich – in der Badewanne liegend.

In Deutschland schwingt sich Zehnkämpfer Leo Neugebauer auf, das Gesicht der hiesigen Leichtathletik zu werden. Der in den sozialen Medien sehr aktive Olympia-Zweite berichtete, er werde mittlerweile hierzulande ständig erkannt. Um Neugebauer zu präsentieren, fand beim Berliner Istaf extra ein Dreikampf statt, mit dem abschließenden 1500-Meter-Lauf als Verfolgungsrennen. Neugebauer lief als Erster ins Ziel und war damit für 40 000 Zuschauer sofort als Sieger erkennbar.

Eine eigene Serie mit Laufveranstaltungen will der einstige 200- und 400-Meter-Star Michael Johnson aus den USA aufziehen. Die als Grand Slam Track firmierende Serie soll ab 2025 viermal im Jahr über jeweils drei Tage stattfinden und insgesamt 12,6 Millionen US-Dollar Preisgeld an die Athletinnen und Athleten ausschütten. Hürden-Olympiasiegerin Sydney McLaughlin-Levrone hat schon zugesagt, ebenso alle Medaillengewinner über 1500 Meter der Männer, weitere Verpflichtungen sind angekündigt.

Der Weltverband hält mit einer neuen, dreitägigen WM dagegen, die erstmals 2026 in Budapest steigen soll. Weltmeister, Olympiasieger, Diamond-League-Gewinner und die besten Athleten des Jahres treten gegeneinander an, um den »ultimativen Champion« zu küren. Als Preisgeld winken zehn Millionen US-Dollar. dpa/nd

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