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Nagelsmann und das DFB-Team fangen in der Nations League neu an
Der Bundestrainer und die deutschen Fußballer müssen sich mit Blick auf das große Ziel WM 2026 weiterentwickeln
Zweitrangig sind die Gegner, wenn die deutschen Fußballer nun ihre ersten Auftritte nach der Heim-Europameisterschaft haben. Für das DFB-Team mit Bundestrainer Julian Nagelsmann geht es vielmehr darum, die eigene Entwicklung weiter voranzutreiben. Der Rahmen hingegen ist dabei hilfreich: Während die Nations League bei der breiten Masse des Publikums als Wettbewerb immer noch keine allzu hohe Wertschätzung genießt, ist sie bei den Trainern durchaus beliebt. Die Zeit der vielen Freundschaftsspiele, wo Fußballprofis reihenweise ihre Teilnahme absagten und diejenigen, die auf dem Platz standen, nicht selten nur pflichterfüllend der Arbeit nachgingen, vermissen selbst viele Fans nicht mehr.
In der Nations League geht es beim Messen mit guten Gegnern um Punkte und letztlich auch einen Titel. Die DFB-Elf startet in Gruppe 3 der Liga A an diesem Sonnabend in Düsseldorf gegen Ungarn, drei Tage später steht das Spiel gegen die Niederlande in Amsterdam an. Im Oktober treffen die deutschen Fußballer dann in Zenica erstmals auf den dritten Gruppengegner Bosnien-Herzegowina. »Das kann gut werden«, meint ein durch den »Wettbewerb« motivierter Stürmer Niclas Füllkrug.
Die Marschroute für den DFB beschrieb in den Tagen der Vorbereitung in Herzogenaurauch Sportdirektor Rudi Völler: »Wir wollen und werden diesen besonderen Teamspirit, den Julian Nagelsmann und sein Trainerteam während der Euro geschaffen haben, weiterleben und die Einheit mit euch Fans nutzen, um das nächste große Ziel in Angriff zu nehmen: die WM 2026.« Klare Vorgaben gibt es vom Verband für die Nations League nicht.
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Der Wunsch, die nach jahrelangem Trauerspiel neu entfachte Begeisterung für die Nationalmannschaft zu erhalten, spielt eine wichtige Rolle. Über allem aber steht die Weltmeisterschaft in den USA, Mexiko und Kanada. Deshalb ist es richtig, etwas Druck aus der Nations League zu nehmen – denn sie ist auch für Julian Nagelsmann und sein Team ein Neustart. Eine erfolgreiche Heim-EM war für den Bundestrainer ein Auftrag von begrenzter Dauer, vom DFB damals sogar vertraglich so festgeschrieben. Nach dem kurzfristigen und radikalen Umbau der Mannschaft samt »einfacher Spielidee« für den schnellen Erfolg geht es für Nagelsmann nun darum, das Team langfristig weiterzuentwickeln. Auf diesem sicher nicht einfachen Weg sollten Rückschläge und Niederlagen, auch in einem Wettbewerb wie der Nations League, erlaubt sein.
Obwohl der Bundestrainer mit dem Stuttgarter Angelo Stiller nur einen neuen Spieler in seinen Kader geholt hat, muss sich auch das Team neu finden. Nach dem Abschied von Toni Kroos, der als Rückkehrer ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der EM war, braucht das Spiel der deutschen Mannschaft ein neues Zentrum. Und das Team eine neue Hierarchie: Nach den Rücktritten von Manuel Neuer, İlkay Gündoğan und Thomas Müller fehlen wichtige Führungsfiguren. Und so erlebte beispielsweise Niclas Füllkrug in den Tagen von Herzogenaurach »eine krass veränderte Mannschaft«.
Wer künftig mehr Verantwortung übernehmen soll, das hat Nagelsmann in dieser Woche entschieden. Joshua Kimmich sei ein Vorbild für die gesamte Gruppe, sagte der Bundestrainer: »Mit seiner Mentalität geht er voran.« Und somit sei er ein logischer Nachfolger von İlkay Gündoğan – als neuer Kapitän. »Marc-André ter Stegen ist die Nummer 1. Er hat viele Jahre eine herausragende Leistung gebracht bei Barcelona«, merkte Nagelsmann zur Torwartfrage an. Helfen soll beim Neuaufbau das veränderte Team hinter dem Team. So ersetzt Philipp Laux nach 20 Jahren Hans-Dieter Hermann als Sportpsychologe. Der ehemalige Bundesligatorwart und Diplom-Psychologe ist nach Stationen beim FC Bayern, in Leipzig und beim VfB Stuttgart seit 2020 in Dortmund für den mentalen Zustand der Spieler verantwortlich – nicht unbedingt die größte Stärke des BVB in den vergangenen Jahren.
Wegweisende Entscheidungen sind getroffen, jetzt zählt das, was auf dem Platz dabei herauskommt. Weil der Bundestrainer seine »Grundidee« schon vor der EM umgesetzt hat, werde sich jetzt »das deutsche Spiel nur minimal verändern«. Er selbst bleibt konsequent und sieht beispielsweise Kapitän Kimmich weiterhin als »Rechtsverteidiger«. Selbstbewusst können Trainer und Team die neuen Aufgaben allemal angehen – mit der Lehre aus der EM, auf die eigenen Stärken zu setzen. Diesen Weg hatte Nagelsmann im Viertelfinale gegen Spanien in der ersten Halbzeit unverständlicherweise verlassen, um sich danach selbst zu korrigieren und fortan auf Augenhöhe mit dem Europameister zu spielen.
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