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  • Welttag der Patientensicherheit

Richtige Behandlung spart Kosten

Patientenschützer dringen auf bessere Fehlervermeidung im Krankenhaus

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 3 Min.
Operationsbesteck liegt während einer Operation in einer Klinik auf einem Tisch.
Operationsbesteck liegt während einer Operation in einer Klinik auf einem Tisch.

»Wenn Sie nach genauen Zahlen zu Fehldiagnosen in Deutschland fragen, muss ich Ihnen sagen: Es gibt keine, weil sie hier nicht gemessen werden«, sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), Ruth Hecker, am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. »In Deutschland will man das bisher auch nicht messen, sondern lieber weiter in dem Glauben leben, dass wir hier eine spitzenmäßige Versorgung haben«, fügte sie bitter hinzu.

Der Welttag der Patientensicherheit am 17. September, im Jahr 2019 von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufen, steht in diesem Jahr unter dem Motto »Sichere Diagnose. Richtige Behandlung. Gemeinsam für Diagnosesicherheit«. Die APS-Vorsitzende Hecker betonte, diese sei von zentraler Bedeutung für eine resiliente Versorgung nicht nur im Sinne der Gesundheit der Menschen, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei sei eines der Kernprobleme, dass im derzeitigen Gesundheitswesen die ökonomische Betrachtung der Fallzahlen vor dem Patientennutzen im Fokus stehe. Hecker versuchte, diesen Umstand für die Interessen der Patient*innen zu wenden, indem sie sagt: »Gut, dann reden wir halt über Ökonomie. In den USA beispielsweise übersteigen die Kosten durch Fehldiagnosen jährlich vier Milliarden Dollar.«

Auch wenn es für Deutschland keine Zahlen dazu gibt – klar ist, dass jedes Jahr etwa zehn Prozent der 20 Millionen Krankenhauspatient*innen von unerwünschten Ereignissen betroffen sind. Als solche werden unvorhergesehene Zwischenfälle wie etwa Medikations- oder Diagnosefehler, Infektionen oder Stürze während einer Behandlung bezeichnet, also alles, was die Sicherheit und Gesundheit der Patient*innen gefährdet. Neben dem persönlichen Leid für die Betroffenen verursachen solche vermeidbaren Schäden eben auch erhebliche finanzielle Kosten. »Wenn wir in die Sicherheit von Behandlungsprozessen investieren, erhöhen wir die Patientensicherheit und entlasten damit auch das Gesundheitssystem«, sagte Hecker.

Es ist ein Aufruf an die gesamte Bevölkerung, den die Vertreter*innen des APS zum diesjährigen Tag der Patientensicherheit formulierten. »Patient*innen selbst können viel zu ihrer sicheren Versorgung beitragen, indem sie über ihre Diagnose, Hygiene- und Präventionsmaßnahmen sprechen, Fragen stellen und Bedenken äußern«, erläuterte Christian Deindl, stellvertretender Vorsitzender des APS.

Einen weiteren wichtigen Faktor sprach Joachim Maurice Mielert, Generalsekretär des APS, an, indem er auf dem elektronischen Medikationsplan insistierte. »500 000 Patient*innen pro Jahr müssen durch Nebenwirkungen falscher Medikation in stationäre Behandlung«, machte er deutlich. Gegen die Patientensicherheit werde viel zu oft der Vorrang des »Rechts auf informationelle Selbstbestimmung« angeführt. Laut diesem soll jeder selbst darüber entscheiden können, welche personenbezogenen Daten er von sich preisgeben möchte und wer sie verwenden darf. Darauf im Fall der elektronischen Patientenakte zurückzugreifen, sei aber ein Missverständnis, so Mielert, denn »die Daten gehören dem Patienten und sonst keinem«. Daher sei Vertrauensbildung so enorm wichtig, die Patient*innen dürften eben nicht das Gefühl haben, unter Beobachtung zu stehen.

Die derzeitigen technischen Entwicklungen vor allem im Hinblick auf Künstliche Intelligenz (KI) werden die Diagnosen der Zukunft beeinflussen und können aus APS-Sicht die Basis für eine sicherere Gesundheitsversorgung schaffen. »Doch auch wenn Datenanalysen mittels KI hilfreich sind, können sie nicht die ärztliche Sorgfalt, eine gründliche Anamnese und die körperliche Untersuchung ersetzen«, mahnte Mielert.

Zudem forderten die Patientenschützer politische Veränderungen: »Für eine wirkliche Verbesserung der Gesundheitsversorgung und sichere Diagnosen ist es entscheidend, dass Patientensicherheit als zentrales Entscheidungskriterium fest verankert wird. Dafür benötigen wir den politischen Willen und finanzielle Mittel«, formulierte es die APS-Vorsitzende.

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