Grenzkontrollen: Gefährliche Symbolpolitik

Pauline Jäckels über die bundesweiten Grenzkontrollen

»Smarte Kontrolle« an der belgischen Grenze.
»Smarte Kontrolle« an der belgischen Grenze.

Nancy Faesers Symbolpolitik ist brandgefährlich. Im hastigen Versuch, den migrationsfeindlichen Überbietungswettbewerb mit Union und AfD nach Solingen zu gewinnen, kündigte die SPD-Innenministerin vergangene Woche Kontrollen an allen deutschen Grenzen an. Schon damals war bekannt, dass die Bundespolizei keine Kapazitäten für flächendeckende stationäre Grenzkontrollen hat und ebenso war bekannt, dass Grenzkontrollen, wie rechte Scharfmacher sie sich gewünscht hätten, den Liefer- und Pendelverkehr so einschränken, dass es der Wirtschaft schaden würde.

Und siehe da: Am ersten Tag der Kontrollen heißt es bereits, es werde »nur« vermehrt Schleierfahndungen im Westen und Norden geben – »smarte Grenzkontrollen« nennt Faeser die altbekannte Praxis. Bedeutet: Sporadisch werden einzelne Autos kontrolliert, mal an dem einen Grenzübergang, mal an einem anderen. Wer nach Deutschland einreisen will, um einen Terroranschlag zu verüben, lässt sich davon mit Sicherheit nicht abhalten. Ein Terrorist wird wohl in der Lage sein, einen der etlichen unkontrollierten Grenzübergänge über Wald- und Wiesenwege ausfindig zu machen. Der Sicherheitsgewinn der Maßnahme ist gleich null.

Der Ampel ist das aber egal. Ein Jahr vor der Wahl sieht sie nur noch potenzielle Wähler und ihren Ruf nach Konsequenzen, die auf der oft widerlegten Falschannahme basieren: weniger Migration gleich mehr Sicherheit. Statt das rechte Hetznarrativ zu entkräften, bestätigt die Ampel es und setzt der gefühlten Wahrheit eine nur gefühlt effektive Maßnahme entgegen. Leichtes Spiel für die AfD. Die muss jetzt nur noch mit dem Finger auf die Quatschpolitik zeigen und sagen: »Wir machen es besser, wir machen die Grenzen richtig dicht.«

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.