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- Autobranche in der Krise
VW will Kosten drücken – auf dem Rücken der Belegschaft
Volkswagen hat 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet. Der Konzern könnte die Durststrecke überwinden, ohne zur Kürzungskeule zu greifen
Angesichts der aktuellen Probleme bei Volkswagen überbietet sich die Politik mit Unterstützungsangeboten für Europas größten Autobauer: Sowohl der Bund als auch das Land Niedersachsen prüfen direkte Finanzhilfen, zudem ist die Rückkehr der E-Auto-Prämie im Gespräch. Bei einem eilig einberufenen Treffen mit Vertretern der Autoindustrie will man schon an diesem Montag Nägel mit Köpfen machen. Offenkundig zeigt die Drohkulisse des Konzerns mit möglichen Werksschließungen Wirkung. Bewusst dementiert VW nicht eine in die Öffentlichkeit gespielte Zahl von bis zu 30 000 Stellen, die mittelfristig abgebaut werden sollen. Die Gewerkschaft spricht hier von »Schwachsinn«.
Ernst gemeint ist hingegen, dass die Konzernführung die Kosten massiv drücken will und das auf dem Rücken der Mitarbeiter. Die sind zurecht sauer, gehen viele Probleme doch auf Managementfehler zurück. Die Produktpalette ist nicht mehr zeitgemäß, und bei der Digitalisierung der Fahrzeuge stolpert man von Pannenserie zu Pannenserie. Was VW und auch anderen deutschen Konzernen fehlt, sind bezahlbare, in vielerlei Hinsicht abgespeckte, Elektroautomodelle.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum der Konzern nicht in der Lage sein sollte, eine vorübergehende Durststrecke zu überstehen, ohne gleich zur Kürzungskeule zu greifen. Im ersten Halbjahr fuhr man einen Gewinn von rund zehn Milliarden Euro ein, und vor wenigen Monaten schüttete man für das vergangene Jahr 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre aus. Da Volkswagen finanzielll gut dasteht, könnte man gerade die aktuelle weltweite Nachfrageschwäche nutzen, die laufende Transformation voranzutreiben. Die Zukunft ist nun mal elektrisch.
Nicht überraschend, aber nicht weniger skandalös ist, dass der Lobbyverband der deutschen Autoindustrie den Rummel um VW nutzen will, die CO2-Flottenziele zu kippen. Gerade die hiesigen Hersteller haben durch den Dieselskandal ihren Ruf nachhaltig geschädigt. Daher sollten sie Umweltauflagen nicht infrage stellen, sondern vorzeitig erfüllen. Dafür bräuchte es ein Umdenken im Management, aber auch ein Ende des politischen Zickzack-Kurses – erst wurden Elektroautos ein bisschen gefördert, und dann half man, das von der EU geplante Verbrennerverbot auszuhebeln. Dieses ist strategisch entscheidend, denn klare Vorgaben braucht die Branche und besonders die vielen kleinen Zulieferer, die letztlich am Tropf der Herstellerkonzerne hängen.
Die Politik sollte sich nicht mit Hilfsangeboten an den Giganten Volkswagen überbieten, sondern klare Signale senden und sich auch solidarisch mit den Beschäftigten zeigen. Es wäre ganz schön paradox, wenn das Land Niedersachsen erst fragwürdige Subventionen nach Wolfsburg schickt, um später als VW-Großaktionär nach einem personellen Kahlschlag von dort eine höhere Dividende zurückzuerhalten.
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