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Skibidi-Klo

Gen Z und die Generation Alpha

Howdy aus Texas, liebe Lesende,

beschweren Sie sich auch so gern über die Jugend? »Wir haben noch draußen gespielt, bis es dunkel wurde!« / »Wir konnten noch Kopfrechnen und brauchten kein Smartphone!« / »Wir hatten noch keine Glutenunverträglichkeit und soffen aus der Regentonne?« Dann sind Sie hier richtig, denn heute wird ausnahmsweise mal gelästert.

Als »geriatrischer Millennial«, geboren anno 1986, dem Tschernobyljahr, versuche ich möglichst wenig mit Gen Z in Kontakt zu treten. Eingebildet sind sie und stylischer als wir obendrein; dabei stehen sie auch noch in direktem Konkurrenzverhältnis zu uns auf dem Arbeits- und Datingmarkt (in Deutschland, weil ihnen die Schul- und Studienzeit gekürzt wurde, in Amerika, weil man hier früher zu arbeiten und zu heiraten gewillt ist und sich dementsprechend auch öfter neu bewerben und neu verheiraten muss).

Gen Z sind bereister als wir, weil ihre Gen-X-Eltern großzügiger als die geizigen Boomer waren (sorry, not sorry!), sie haben mehr Selbstwertgefühl und machen keine unbezahlten Praktika. Statt in Wäldern Korn auszukotzen, filmen sie sich beim Espresso-Martini-Schlürfen in der Bar ̶ wenn sie überhaupt noch ausgehen, weil sie ja viel mehr auf ihre mentale Gesundheit achten als wir (diagnostiziert mit ADHD und Co. wurden wir dabei alle gleichzeitig, von X bis Z, vom lieben Internet). Gen Z dürfen sich in der warmen Umarmung der Body Positivity wiegen, während ich noch Zeitschriften verschlang, die aufzählten, wie viele Kilos weibliche Stars jeweils ab- und zugenommen hatten.

Diese Zoomer lernten schon als Kids dank Youtube besseres Englisch, besseres Schminken und bessere Awareness gegen Belästigung. Sie trauten sich, ein Coming-out als genderfluid zu machen, als bei uns teilweise noch (das kann man sich gar nicht mehr vorstellen!) das Wort »schwul« als Schimpfwort galt; kurzum, sie lassen Generation Y als passé dastehen. Dabei sehen sie oft älter aus als wir ̶ man betrachte einmal Kylie Jenner oder die Protagonistinnen der neuen Hitsendung »Secret Lives of Mormon Wives«, Frauen Anfang 20, die so aussehen, als hätten sie statt Mushrooms zu microdosen mit mir zusammen von Tschernobyl verseuchte Pilze konsumiert. Und dann zwingen sie uns, die wir uns lebhaft an 9/11 erinnern können, anstatt das Ereignis wie sie für eine Verschwörung zu halten, auch noch Modetrends auf: Socken über Leggings, Oversized-Blazer mit Turnschuhen, glattgelecktes Kopfhaar samt laminiertem Brauenhaar.

Mit der Generation Alpha habe ich wesentlich mehr und lieber etwas zu tun, schließlich wohnt eine ihrer Vertreterinnen bei mir zu Hause: meine Tochter. Noch ist natürlich unklar, wie sich diese ab 2010 geborenen Geschöpfe entwickeln werden. Leider sind die Voraussetzungen schwierig: Covid zerstörte nicht nur Leben, sondern auch soziale Kontakte und verdrängte die noch übriggebliebenen analogen Kinderbeschäftigungen ins Digitale; schuf sogenannte »iPad-Kids«. Diese haben eine eigene Sprache, die Eltern »Tiktok-Brain-Rot« (also Gehirngammel), schimpfen: Alphas sind selbsternannte »Sigmas« und »Rizzler«, haben fette »Gyats« und sind ständig am »mewen«. (Das heißt so viel wie »Coole Säue mit dicken Popos, die gern posen). Da ist mir doch »Talahon«, das potenzielle deutsche Jugendwort 2024, lieber, weil es international und rätselhaft ist. Wobei, international und rätselhaft ist »Skibidi toilet« auch, ein aus dem russischen Netz stammender Begriff, der ein Rätsel bleibt, weil keiner weiß, was er heißen soll. Als hätten die Russen uns mit ihren Kriegen, Trollen und Wahlmanipulationen nicht genug eingebläut.

Aber auch offline sorgen Alphas für Ärger, zum Beispiel in hiesigen Sephora-Filialen (das ist so etwas wie Douglas auf Steroiden). Mädels im zarten Alter von acht bis dreizehn erwerben mit ihrem dicken Kindergeld Kühlschränke für Gesichtspflege, Gua-Sha-Massagesteine und 500-Tacken-Haarstyler. An dieser Zügellosigkeit sind selbstverständlich wir Eltern schuld. Gen Y ist, wie die Jugend sagt, Ohio (sprich: Panne). Wenn Sie älter sind als ich, hoffe ich, dass Sie nach dieser Lektüre Schadenfreude empfinden. Wenn Sie Millennial sind, werden Sie meinen Schmerz teilen. Nach Y liest eh keiner mehr.

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