DHL-Paketbrand in Leipzig offenbar gefährlicher als bekannt

Laut Bundesinnenministerium »realistische Sabotagebedrohung« in Deutschland

Ein Frachtflugzeuge passiert das DHL-Hub auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Im Juli entzündete sich dort ein gesamter Frachtcontainer durch einen Brandsatz.
Ein Frachtflugzeuge passiert das DHL-Hub auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Im Juli entzündete sich dort ein gesamter Frachtcontainer durch einen Brandsatz.

Der Brand in einer DHL-Anlage in Leipzig im Juli 2024 war offenbar gefährlicher als bisher bekannt. Laut einem Bericht des »Tagesspiegel« entzündete sich ein Paket mit einem Brandsatz beim Verladen in ein Frachtflugzeug, daraufhin brannte der gesamte Frachtcontainer. Nur durch Zufall sei eine Katastrophe verhindert worden, da das betroffene Flugzeug Verspätung hatte. Das bestätigte der Zeitung ein Sprecher von DHL Express. Wäre es planmäßig gestartet, hätte sich der Brandsatz während des Fluges entzünden und Flugzeug sowie Besatzung in große Gefahr bringen können.

Zu dem Vorfall gab es bereits Mitte September eine Festnahme in Litauen, nachdem dortige Ermittler den tatsächlichen Absender der Pakete identifiziert haben wollen. Das hatten zuerst das ARD-Hauptstadtstudio und der SWR berichtet. Der Mann solle mit Hilfe von Fake-Absendern versucht haben, seine Identität zu verschleiern. Eine weitere Person sei in Polen festgenommen worden.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Der »Tagesspiegel« wiederholt die Vermutung, dass der Vorfall in Leipzig Teil einer größeren Welle mutmaßlicher Sabotageversuche mit russischem Hintergrund in ganz Europa zu sein scheint. Neue Belege oder Aussagen dazu bringt die Zeitung dafür aber nicht. Ähnliche Ereignisse waren aus Großbritannien, Polen und Litauen gemeldet worden, wobei verschiedene Logistik- und Gewerbeeinrichtungen betroffen waren. In London führte ein Brand im von einem ukrainischen Paketdienst genutzten Lagerhaus zu Verhaftungen, dort vermutete die Staatsanwaltschaft eine Beteiligung der russischen Wagner-Gruppe.

Sicherheitsbehörden wollen eine Änderung in der Vorgehensweise russischer Geheimdienste festgestellt haben. Vermehrt würden sogenannte »Low-Level-Agenten« für Sabotageaktionen rekrutiert. Diese seien oft junge, russischsprachige Personen, die auf finanziellen Gewinn ausgerichtet seien. Ihre Rekrutierung erfolge häufig über Social-Media-Plattformen wie etwa Telegram. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen im Fall des Leipziger Paketbrands übernommen und prüft mögliche Anklagen wegen versuchter schwerer Brandstiftung.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt hatten anschließend in einem Sicherheitshinweis Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche vor »unkonventionellen Brandsätzen« in Paketsendungen gewarnt. Das Wort »Russland« kam in dieser Mitteilung aber nicht vor. Das Bundesinnenministerium hat dem »Tagesspiegel« gegenüber eine »realistische Sabotagebedrohung« in Deutschland eingeräumt. Ein Sprecher wiederholte zudem den Hinweis auf eine anhaltende Bedrohung durch russische Geheimdienstaktivitäten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.