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Netanjahus planloser Sieg
Benjamin Netanjahu hat sich mit seiner Iran-Obsession in eine Sackgasse manövriert und macht aus möglichen Verhandlungspartnern Gegner
Die Auslöschung der gesamten Führungselite der Hisbollah innerhalb von zehn Tagen wird in Israel und vielen westlichen Hauptstädten als ein weiterer Geniestreich des Mossad angesehen. Verfechter der Strategie Benjamin Netanjahus sehen nun den möglichen Beginn einer Ordnung im Nahen Osten gekommen. Während der israelische Premier vor der UN-Generalversammlung diese am Freitag in Form einer neuartigen Kooperation mit Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten anpries, waren die Diplomaten der Region bereits demonstrativ aus dem Saal gegangen. Netanjahu hat Israel durch seine Obsession eines Krieges gegen den Iran und seiner Vasallen trotz der Morde an Hamas- und Hisbollah-Anführern in eine Sackgasse manövriert.
Das Märchen, die gesamte Region wolle Israel immer noch auslöschen, traf nur während seiner ersten Amtsjahre zu. Nun ist es offensichtlich, dass seine Ablehnung von Waffenstillständen und Kompromissen zur Freilassung der israelischen Geiseln zwei Zielen dient: die Schaffung eines Großisraels statt einer Zweitstaatenlösung und das Ende der iranischen Hegemonie in der Region. Doch auch im sunnitisch-muslimischen Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Marokko oder Libyen lehnt die Mehrheit die Ideologie der Hamas und die schiitische Hisbollah ab. Ein anderer israelischer Premier hätte mit diesen Staaten eine regionale Allianz schaffen können und damit nicht nur die Geiseln befreien, sondern auch ein neues Kapitel für Israel und die Palästinenser aufschlagen können.
Jordaniens Außenminister Ayman Hsafadi hat so einen Deal sogar noch am Freitag vorgeschlagen. Netanjahus Antwort – die gezielte Tötung von Hassan Nasrallah – ist ein weiterer Affront. Netanjahu macht gerade aus gewillten Verhandlungspartnern Gegner. Doch seinen endlosen Krieg kann Israel nicht gewinnen. Es werden immer wieder neue Gruppen entstehen, die nichts zu verlieren haben und wohl besser trainiert sein werden als die Hisbollah.
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