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Fußball: Frauen des VfL Wolfsburg und des FC Bayern unter Druck

Die deutschen Klubs kämpfen um die internationale Konkurrenzfähigkeit

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Bevor die Bayern mit Pernille Harder (l.) zum Bundesligagipfel wieder auf Wolfsburg treffen, müssen sich beide Teams international beweisen.
Bevor die Bayern mit Pernille Harder (l.) zum Bundesligagipfel wieder auf Wolfsburg treffen, müssen sich beide Teams international beweisen.

Es sprudelt aus Tommy Stroot nur so heraus, wenn der Trainer des VfL Wolfsburg seine Erinnerungen aus der Champions League aufruft. Vor über 90 000 Zuschauern im Camp Nou in Barcelona anzutreten, in der Nachspielzeit in einem Halbfinale bei Arsenal London ein riesiges Stadion zum Schweigen zu bringen oder eben das Finale 2023 in Eindhoven zu bestreiten: »Das sind unbeschreibliche Momente für mich als Trainer«, beteuert der 35-Jährige. »Da werde ich wahrscheinlich noch in 20 Jahren dran zurückdenken – und genauso geht’s den Mädels auch.«

Insofern hatte die Abstinenz für den international erfolgsverwöhnten Werksverein auch etwas Gutes: »Einmal nicht dabei zu sein, hat in unserer Gruppe eine Riesengier kreiert.« Der vor einem Jahr in den Playoffs gestrauchelte VfL Wolfsburg kann den Start beim italienischen Meister AS Rom an diesem Dienstag folglich kaum erwarten.

Einen Tag später empfängt der FC Bayern auf dem heimischen Campus den FC Arsenal. Nachdem in der vergangenen Saison erstmals kein deutscher Klub die K.o.-Runde erreicht hatte, sind die beiden Aushängeschilder gefordert, die sich passenderweise am kommenden Wochenende gleich im Bundesliga-Spitzenspiel duellieren. Eintracht Frankfurt scheiterte in der Qualifikation an Sporting Lissabon.

Nun kämpfen die Pokalsiegerinnen vom VfL und die Meisterinnen aus München in der Gruppenphase um die internationale Konkurrenzfähigkeit. Denn gerade auf Vereinsebene tut sich enorm viel. Die führenden Klubs aus England, Frankreich und Spanien drehen fortwährend an der Gehaltsspirale, neuerdings betreiben auch Lizenzvereine aus Italien oder Portugal einen größeren Aufwand. »Mein Ziel ist es definitiv, und das ist keine Vorgabe des VfL, ins Viertelfinale einzuziehen, weil es in meinem Sportlerherz liegt«, sagt Stroot. Ein Selbstläufer ist das mitnichten. Wolfsburg ist in der Gruppe A noch gegen Rekordsieger Olympique Lyon und Galatasaray Istanbul gefordert.

Bayern spielt in der Gruppe C desweiteren gegen Juventus Turin und Valerenga IF aus Oslo. »Wie in den vergangenen Jahren haben wir aus einigen Lostöpfen die schwerstmöglichen Gegner erwischt«, findet Trainer Alexander Straus. Ein Vorrundenaus sollte der Norweger mit seinem makellos in die Liga gestarteten Ensemble tunlichst vermeiden. Seine Starstürmerin Pernille Harder sieht Titelverteidiger FC Barcelona im Moment als Topfavorit an. »Wir haben jetzt im Frauenfußball so viel Konkurrenz, dass es außer Barca circa acht Teams gibt, die die Möglichkeit haben, in diesem Turnier sehr weit zu kommen«, sagt die Dänin dem »Kicker«.

Am Anspruch lässt Bayerns Sportdirektorin Bianca Rech keinen Zweifel: »Unser Ziel ist klar: Wir wollen den Sprung ins Viertelfinale schaffen.« Auf internationaler Bühne gibt es noch Steigerungsbedarf: Mit seinen Fußballerinnen gewann der FCB noch nie die Königsklasse. Das bereits bei den Männern in der Champions League praktizierte Ligen-System wird bei den Frauen 2025 eingeführt, wenn dann auch noch ein zweiter Europapokalwettbewerb im klassischen K.o.-System dazukommt.

Dass die deutschen Klubs jüngst eine »Geschäftsplan Frauen-Bundesliga Projekt GbR« gründeten, ist dem »immer größer werdenden Ausgabendruck« geschuldet, wie Eintracht Frankfurts Technische Direktorin Katharina Kiel erklärt. Bayern schraubte die Investitionen nach oben, um die noch am Kreuzband verletzte Lena Oberdorf aus Wolfsburg zu verpflichten oder Giulia Gwinn und Sydney Lohmann im Sommer zu Vertragsverlängerungen zu bewegen.

Wolfsburg hingegen verlor mit Ewa Pajor (FC Barcelona) oder Dominique Janssen (Manchester United) weitere Leistungsträgerinnen. Es gebe halt immer mehr Konkurrenten, die »als Marke und mit ihrem Standort eine deutlich höhere Strahlkraft haben«, wie der beim VfL zuständige Direktor Ralf Kellermann einräumte. Vielleicht auch deshalb spricht sein Trainer Stroot von einer »Riesenmotivation«. Zumal es auch die letzte Saison für die aus dem Nationalteam zurückgetretene Kapitänin Alexandra Popp sein könnte, die bereits bei den Champions-League-Triumphen 2013 und 2014 auf dem Feld stand. Die Gruppenphase zu überstehen, nennt die 33-Jährige ein Minimalziel. »Alles, was danach kommt, Viertelfinale, Halbfinale, bin ich gerne dabei – und Finale, Titel sowieso.« Das sprudelt auch bei ihr nur so heraus.

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