Brandenburger Studierende in Wohnungsnot

Ob in Wohnheimen oder auf dem privaten Wohnungsmarkt – Studienanfänger haben es bei der Suche nach einer Bleibe schwer

  • Lesedauer: 3 Min.
Wer hier einen Platz ergattert, kann sich glücklich schätzen: Wohnheim des Studentenwerks für die Europa-Universität Viadrina
Wer hier einen Platz ergattert, kann sich glücklich schätzen: Wohnheim des Studentenwerks für die Europa-Universität Viadrina

Tausende junge Leute haben in Brandenburg zum Wintersemester ein Studium aufgenommen – in einigen Hochschulstädten bereitet ihnen aber knapper Wohnraum Probleme. Wegen Engpässen nehmen manche Studierende längere Weg und mehr Zeit zum Pendeln in Kauf. Ohnehin ist eine gute Anbindung mit der Bahn für Universitäten wichtig.

Das für Potsdam, Brandenburg an der Havel und Wildau zuständige Studierendenwerk in Potsdam teilte auf Anfrage mit, dass bereits seit Ende August ein Bewerbungsstopp gelte für ein Apartment oder ein WG-Zimmer in den Wohnheimen. Es habe zum Wintersemester mehr als 3000 Bewerbungen gegeben bei 1000 vermietbaren Plätzen.

Studierende pendeln von der Havelstadt Brandenburg nach Potsdam

Sehr wenige Plätze würden in Brandenburg an der Havel in den kommenden Tagen noch vermietet – mitunter auch an junge Leute, die in der rund 40 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Potsdam studieren, dort aber kein oder kein für sie bezahlbares Zimmer gefunden haben. »Potsdam ist ein teures Pflaster. Viele Studierende auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind auch in diesem Jahr leer ausgegangen«, sagte eine Sprecherin des Studierendenwerks.

Die Mieten in den Wohnheimen an den Hochschul-Standorten im westlichen Brandenburg liegen demnach aktuell zwischen 225 Euro für ein Zimmer mit gemeinschaftlich genutzter Küche und geteiltem Bad und 355 Euro für ein kleines Apartment mit Küchenzeile und Bad. Auf dem freien Wohnungsmarkt liegen die Wohnungsmietpreise oft deutlich höher.

Das Studierendenwerk Westbrandenburg kann 3182 Wohnheimplätze anbieten, davon knapp 2500 in Potsdam. Damit gebe es Wohnraum für rund 11 Prozent der Studierenden. Zum Wintersemester dürften allein an der Universität Potsdam wieder mehr als 4000 junge Menschen ein Studium aufnehmen.

Lage in Cottbus angespannt

Manche Studierende entscheiden sich auch dafür, bei Senioren oder einer Familie zu wohnen und im Alltag zu helfen, dafür wird die Miete günstiger. Bei dem Projekt »Wohnen für Hilfe« gibt es laut Studierendenwerk Westbrandenburg aktuell um die 50 Wohnpartnerschaften.

Im östlichen Brandenburg ist die Wohnsituation für Studierende in Cottbus angespannt, wie das Studierendenwerk mit Sitz in Frankfurt (Oder) mitteilte. Es müssten Wartelisten für Wohnheimplätze abgearbeitet werden. In Frankfurt (Oder) habe sich das Angebot durch die Wiedereröffnung eines sanierten Wohnheims dagegen um 107 Plätze vergrößert und die Lage zum Semesterstart entspannt. Das Studierendenwerk Ostbrandenburg bietet insgesamt 3757 Wohnplätze an den Standorten Cottbus, Senftenberg, Frankfurt (Oder) und Eberswalde an. Damit würden 25 Prozent der Studierenden versorgt, hieß es.

Fördermittel nicht abgerufen

Die alte Landesregierung hatte sich das Ziel gesetzt an jedem Hochschulstandort 20 Prozent der Studierenden mit Wohnraum zu versorgen. Wie der RBB berichtet, liegt diese Quote aktuell im Schnitt bei gut 16 Prozent. Gleichzeitig wurden in der Mark nicht alle Mittel aus dem neuen 500-Millionen-Euro-Sonderprogramm »Junges Wohnen« des Bundes genutzt. Mit diesem sollen Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende gefördert werden. »2023 lagen nur wenige bewilligungsreife Anträge vor, sodass lediglich ein Teil der für das Junge Wohnen zur Verfügung stehenden Mittel zugesagt werden konnte«, erklärte das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg auf RBB-Anfrage. Man gehe aber davon aus, dass die für das Junge Wohnen 2024 veranschlagten Fördermittel fast vollständig bewilligt werden könnten.  dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.