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Musikschulen werden laut und deutlich
Verband VDMK fordert erheblich mehr finanzielle Unterstützung vom Land Brandenburg
In Potsdam mag es einfach sein, Lehrkräfte für eine Musikschule zu finden. Berlin sei nah, die Pädagogen könnten pendeln, sagt am Montag Konstanze Fischer. Nicht so bei ihr in der Uckermark. »Das ist ganz schön weit weg von Potsdam.« Konstanze Fischer ist Elternvertreterin an der städtischen Musikschule »Johann Abraham Peter Schulz« in Schwedt. Vom Schuldirektor weiß sie, wenn früher eine Stelle ausgeschrieben wurde, konnte er aus vielen Bewerbern auswählen. Heute muss er froh sein, wenn sich zwei Interessenten melden. Dann kann die Stelle besetzt werden.
Der Bedarf ist vorhanden. Es gibt Wartelisten von Kindern, die Klavier, Gitarre oder Schlagzeug spielen möchten. Was Fischer fürchtet, ist eine »Negativspirale«. Wenn keiner mehr lernt, ein Instrument zu spielen, wer soll es dann den nächsten Schülergenerationen beibringen? Zwei der Musikschulpädagogen in Schwedt waren hier einst selbst Musikschüler und haben das Rüstzeug erhalten, die harten Aufnahmeprüfungen für das Studium zu bestehen.
Zu einem ernsten Problem entwickelt sich, dass Musikschullehrer an den Grundschulen Brandenburgs seit dem Jahr 2020 stolze 1000 Euro mehr Gehalt bekommen als die Musikschulpädagogen an den Musikschulen. Letztere haben eine andere Ausbildung, können aber leicht als Seiteneinsteiger in den Schuldienst wechseln – wo sie angesichts des allgemeinen Lehrermangels mit offenen Armen empfangen werden (»nd« berichtete).
Die Anhebung der Bezüge der Grundschullehrer will Winnetou Sosa vom Verband der brandenburgischen Musik- und Kunstschulen (VDMK) gar nicht kritisieren. Aber hier sei von der Politik ein »Fehlanreiz« geschaffen worden. Das sei »Wettbewerbsverzerrung«. Das Land müsste jetzt nachziehen und dafür sorgen, dass die Musikschulpädagogen genauso gut bezahlt werden. Diese und andere Forderungen richtet VDMK-Geschäftsführer Sosa ausschließlich an das Land. Die Kommunen übernehmen bereits 57 Prozent der Finanzierung der Musikschulen, während das Land bisher nur 13 Prozent zuschieße. Den Rest müssen die Eltern der Musikschüler bezahlen.
Die Kommunen haben schon genug damit zu tun, dass sie nach dem sogenannten Herrenberg-Urteil des Bundessozialgerichts von 2023 die Honorarkräfte in eine Festanstellung übernehmen müssen, was zusätzliche Mittel erfordert. 50 Prozent der Lehrkräfte in Schwedt sind auf Honorarbasis angestellt, in ganz Brandenburg sogar 70 Prozent. Das wird also ein Kraftakt. Rund drei Millionen Euro im Jahr müssen die Kommunen durch die Festanstellung der Honorarkräfte aufbringen.
Das Land soll dann seine Zuschüsse dergestalt erhöhen, dass die fest angestellten Musikschulpädagogen genauso gut bezahlt werden wie die Musiklehrer. Diese und andere Forderungen des VDMK zu erfüllen, würde das Kulturministerium etwa 21 Millionen Euro jährlich mehr kosten als jetzt, rechnet VDMK-Geschäftsführer Sosa am Montag vor. Das Land würde damit ein Drittel der Finanzierung der Musik- und Kunstschulen übernehmen.
Dass dies viel verlangt sei in einer Zeit, in der Brandenburg sparen müsse, ist der VDMK-Vorsitzenden Gerrit Große bewusst. Aber es sei auch notwendig, sagt die 70-Jährige, die bis 2019 der Linksfraktion im Landtag angehörte. Immerhin seien die Zuschüsse seit 2017 nicht mehr erhöht worden, obwohl seitdem alles teurer wurde. Elternvertreterin Fischer ergänzt: »Die Höhe dieser Summe zeigt die krasse Unterfinanzierung.«
36 Musik- und Kunstschulen gibt es in Brandenburg. Sie beschäftigen 1400 Pädagogen und erreichen an 600 Standorten 50 000 Kinder. Wie wertvoll die musische Bildung für jegliche Bildung ist, kann Gerrit Große aus Erfahrung sagen. Sie ist von Beruf Musik- und Deutschlehrerin und weiß: »Kinder, die ein Instrument spielen, können auch besser Mathe und sind besser in Deutsch.« Auch stehe bei großen Talenten nicht unbedingt schon ein Klavier im Elternhaus, sagt Winnetou Sosa. Das ist ein Argument, die Ausbildung nicht dem Geldbeutel der Eltern zu überlassen.
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