- Politik
- Seenotrettung
FDP gegen Seenotretter: Stinkstiefel-Wettbewerb
Jana Frielinghaus über die Forderung, Zuschüsse für zivile Seenotrettungs-Initiativen zu kappen
Noch vor zwei Jahren haben die Ampel-Parteien es gemeinsam beschlossen: Der Staat unterstützt private Seenotrettungsorganisationen, die sich aus Spenden finanzieren und vom Engagement Freiwilliger leben. Doch zumindest in der FDP will man davon nichts mehr wissen. Dort sind längst jene Mainstream, die Geflüchtete ebenso unter Generalverdacht stellen wie Menschen, die Schutzsuchende vor dem Ertrinken bewahren. Wenn jetzt nicht ein Hinterbänkler, sondern der Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion sagt, Seenotretter seien »staatlich geförderte Schleuser«, ist die Partei endgültig in der Liga der extremen Rechten angekommen.
Mit solchen Ausfällen will man offenbar im Vorwahlkampf davon ablenken, dass man einst für ganz andere Töne gut war. Und davon, dass man einen Koalitionsvertrag mit unterzeichnet hat, in dem es heißt, man strebe eine »staatlich koordinierte und europäisch getragene Seenotrettung im Mittelmeer an«. Die Unterstützung der Privaten hat die Ampel seinerzeit beschlossen, weil dieses Ziel in absehbarer Zeit nicht umsetzbar ist. Und weil im Koalitionsvertrag auch steht: »Es ist eine zivilisatorische und rechtliche Verpflichtung, Menschen nicht ertrinken zu lassen.« Deutschland und die anderen EU-Länder lassen sie aber weiter ertrinken. Denn die Grenzagentur Frontex überwacht zwar mit Hightech flächendeckend das Mittelmeer, aber überlässt Menschen auf sinkenden Booten nachweislich ihrem Schicksal. Ehrenamtliche sind häufig die Einzigen, die retten. Sie werden aber nach Kräften dabei behindert und kriminalisiert.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.