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IWF: Nach dem Ölpreisschock
IWF rechnet mit Normalisierung bei Inflation und Wachstum. Risiken bleiben jedoch für viele arme Länder – wie São Tomé und Príncipe
São Tomé und Príncipe ist ein Inselstaat vor der Westküste Afrikas im Golf von Guinea. Als wichtigste Einnahmequelle der 220 000 Einwohner gilt der Tourismus, Hauptexportgut der ehemaligen portugiesischen Kolonie ist Kakao. Zu Beginn der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank geriet Afrikas zweitkleinstes Land kurzzeitig in den Fokus. Der IWF gab am Montag eine neue 40-monatige Vereinbarung mit den Behörden von São Tomé und Príncipe auf einen Rahmen der »Erweiterten Kreditfazilität« bekannt. Dies gewährt die UN-Finanzinstitution ihren Mitgliedern im Falle »strukturbedingter Ungleichgewichte« über die normale Darlehensvergabe hinaus.
Das bitterarme Land braucht dringend frisches Geld vom IWF, da es keine privaten Kreditgeber hat und in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise steckt. Verursacht wurde dies erst durch den Stopp des Tourismus in der Corona-Pandemie, es folgten im Dezember 2021 schwere Überschwemmungen, die sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) kosteten, und dann der Schock infolge des Anstiegs der Ölpreise ab 2022. In São Tomé und Príncipe beruht fast die gesamte Energieversporgung auf Ölimporten. Es kam zu Knappheiten bei der Versorgung, die Devisenreserven wurden aufgebraucht, die Wirtschaft brach ein, und die Inflation schoss in die Höhe. Die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich auf über 15 Prozent, besonders betroffen Frauen und junge Leute. Extrageld vom IWF gibt es nur verbunden mit harten Auflagen. Im Rahmen einer ersten Kreditlinie musste das Land bereits 2023 eine Mehrwertsteuer einführen und Kraftstoffsubventionen für die Bürger streichen, um den Staatshaushalt zu stabilisieren. Beim neuen IWF-Programm geht es darum, »die makroökonomische Stabilität wiederherzustellen, die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, den wirtschaftlichen Aufschwung zu unterstützen und ein nachhaltiges und integratives Wachstum zu fördern«, wie es der Leiter der IWF-Mission für São Tomé and Príncipe, Slavi Slavov, ausdrückt. Dafür sollen vor allem der Übergang zu grüner Energie und gezielte Geldtransfers für bedürftige Haushalte sorgen.
Trotz aller Besonderheiten dieses Landes: Viele Staaten des globalen Südens haben massive Finanzprobleme. Dies gehört daher neben der Finanzierung des Kampfs gegen den Klimawandel und der Armutsbekämpfung zu den Hauptthemen der bis Sonntag laufenden Tagung von IWF und Weltbank. Von einer »unerbittlichen Kombination aus langsamem Wachstum und hoher Verschuldung« spricht IWF-Chefin Kristalina Georgiewa, die zum Tagungsstart mit Liechtenstein das 191. Mitglied des Währungsfonds begrüßte.
Indes gibt der IWF in seinem aktuellen »Weltwirtschaftsausblick« leichte Entwarnung. »Es sieht so aus, als sei der weltweite Kampf gegen die Inflation weitgehend gewonnen«, sagte Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts. Nachdem der Höhepunkt der Teuerung im dritten Quartal 2022 mit 9,4 Prozent erreicht worden war, sollten es laut Prognose Ende nächsten Jahres 3,5 Prozent sein. Daher senken viele Zentralbanken die Zinsen, was auch den Schuldendienst erleichtern wird. Beim BIP rechnet der IWF für 2024 und 2025 mit einem stabilen Wachstum von 3,2 Prozent. Ein Rückgang auf ein noch immer hohes Niveau wird in den USA erwartet, eine »bescheidene Wachstumsbelebung« in Europa, ein kräftiges Plus in einigen Ländern des globalen Südens wie insbesondere Indien.
Gourinchas ist indes »sehr besorgt« wegen Abwärtsrisiken, die die Prognose infrage stellen könnten. Verschärfte handels- und industriepolitische Maßnahmen könnten die Produktion schwächen und eine Eskalation regionaler Konflikte, insbesondere im Nahen Osten, ernsthafte Risiken für die Rohstoffmärkte mit sich bringen. Im Gefolge könnten sich die globalen Finanzbedingungen laut dem französischen Ökonomen »abrupt verschärfen«
Das wird man in São Tomé und Príncipe nicht gerne hören. Nachdem die Wirtschaft in den vergangenen beiden Jahren stagnierte, was für ein Land aus der Gruppe der wenig entwickelten Länder extrem ungewöhnlich ist, erwartet der IWF ein Wachstum für 2025 von 3,3 Prozent. Das wäre weniger als in vielen Nachbarstaaten und steht mit Blick auf die Weltlage auf wackligen Füßen.
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