Leben ohne Wert

Cyrus Salimi-Asl zum israelischen Pager-Angriff im Libanon

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Polizeibeamte in der libanesischen Hauptstadt Beirut untersuchen ein Auto, in dem im September ein Pager explodiert ist.
Polizeibeamte in der libanesischen Hauptstadt Beirut untersuchen ein Auto, in dem im September ein Pager explodiert ist.

Israels Regierungschef hat zugegeben, was schon alle wussten: Er persönlich hat grünes Licht dafür gegeben, Mitte September Tausende von Pagern in Händen mutmaßlicher Hisbollah-Angehöriger zur Explosion zu bringen. Über 40 Menschen haben dadurch ihr Leben verloren, darunter auch Kinder. Mehr als 3000 überlebten mit verstümmelten Händen, zerfetzten Bäuchen oder schweren Gesichtsverletzungen. Die israelische Regierung feierte still und heimlich einen Erfolg geheimdienstlicher Arbeit, dazu bekennen wollte sich damals noch niemand. Im Internet überschlugen sich die fast in Ehrfurcht abgefassten Jubelkommentare über die angebliche technische Meisterleistung.

Netanjahus Eingeständnis hat wenig mit Eigenlob zu tun, er bestätigte lediglich entsprechende Medienberichte. Nach Ansicht der Uno und von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International muss der unterschiedslose Angriff auf Tausende Opfer als Kriegsverbrechen untersucht werden. Als Staatsterrorismus kann man ihn guten Gewissens bezeichnen, konnte doch niemand vorhersagen, wer im Moment der Explosion das Gerät in Händen halten würde: ein Kind, das mit dem Pager des Vaters spielte; eine Mutter, die die eingehende Nachricht für ihren Sohn annehmen wollte? Selbst wenn viele Hisbollah-Kämpfer unter den Toten und Verletzten sind: Die Aktion diente allein dazu, Terror nicht nur unter Hisbollah-Anhängern zu verbreiten. Für den Ausgang des Kriegs hatte sie keinerlei Relevanz, zeigt aber, wie menschliches Leben Kriegszielen untergeordnet wird.

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