Berlin: Neue Unterkunft für erkrankte Ukrainer

Spezielle Pflegeunterkunft statt Massenlager

  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 7000 Menschen sollen bis Ende 2025 in der Massenunterkunft Tegel untergebracht werden.
Mehr als 7000 Menschen sollen bis Ende 2025 in der Massenunterkunft Tegel untergebracht werden.

Für schwerkranke Menschen aus der Ukraine und ihre Angehörigen ist in Berlin-Neukölln eine spezielle Unterkunft eingerichtet worden, in der sie zur Ruhe kommen können. »In Tegel war die Unterbringung für Menschen, die schwerst erkrankt sind, sehr schwer«, sagte die Palliativmedizinerin Karin Barnard von der Johannesstift-Diakonie bei einem Pressegespräch.

Zwar gebe es in der riesigen Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafengelände eine Pflegestation. Die Versorgung sei aber nicht angemessen für Menschen, die etwa an Krebs erkrankt oder nach einem Schlaganfall gelähmt seien.

Derzeit leben 15 Patientinnen und Patienten und 15 Angehörige in Räumen der Pflegeeinrichtung Sunpark, die zum Johannesstift-Diakonie gehört. Die Jüngste sei 30 Jahre alt, die älteste 96. Für insgesamt 15 Menschen und jeweils ein Familienmitglied sei noch Platz.

Die Pflegebedürftigen teilen sich das Zimmer mit einem Angehörigen und können so als Familie zusammenbleiben. Die Familienmitglieder kümmern sich um die Pflege, gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche. Es gibt Unterstützung durch eine Pflegehilfe, regelmäßig kommt ein Arzt vorbei. Die Patienten sollen langfristig eine andere, dauerhafte Unterkunft finden.

Das Angebot entstand im August. Ein ähnliches Angebot bietet die Johannesstift-Diakonie seit vergangenem Jahr in Spandau. Dort finden Ukrainerinnen und Ukrainer einen Platz, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben. Die Kosten von rund 500 000 Euro im Jahr übernimmt das Land Berlin, wie der Präsident des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten Mark Seibert sagte. Das Projekt ist den Angaben nach in Deutschland einzigartig.

Natalija Hryhorova, 70 Jahre alt, und ihr Sohn Dmytro Hryhorov, leben seit September im Sunpark. Natalija Hryhorova hat Epilepsie und kann sich kaum bewegen, sie braucht einen Rollstuhl. Beide sind aus Charkiw geflohen und kamen vor einem halben Jahr in Tegel an. In der neuen Unterkunft habe sie bereits Freunde gefunden, sagt die 70-Jährige. Bald sollen auch Deutschkurse angeboten werden.

Nach wie vor wohnten in Tegel pflegebedürftige Ukrainer, für die eine Lösung gefunden werden müsse, sagte Seibert. »Solange es Bedarf gibt, sind wir auf der Suche, weitere Einrichtungen zu finden.« dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.