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»Hearts of Iron 4«: Nazis spielen mit

Jetzt gibt es das zusätzliche Inhaltspaket »Götterdämmerung« mit Nazi-Größen al Gusto

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Spielszene aus »Hearts of Iron 4«
Spielszene aus »Hearts of Iron 4«

Seit 2018 ist hierzulande die Darstellung von Personen und Symbolen des Nationalsozialismus in Videospielen nicht mehr komplett verboten. Seitdem tauchen sie dort häufiger auf als in anderen internationalen Unterhaltungsformaten. In einem der bekanntesten Strategiespiele, »Hearts of Iron 4«, können Spieler die historische Situation vor dem Zweiten Weltkrieg umfangreich simulieren. Inklusive eines militärischen Siegeszuges von Hitlerdeutschland und seiner verbündeten »Achsenmächte«. Diese Möglichkeit bescherte dem 2016 von der schwedischen Firma Paradox veröffentlichten Spiel viele rechtsradikale Spieler.

Doch das Spiel bietet vielfältige Optionen. So ist es möglich, die NSDAP unter Führung von Adolf Hitler in einem Bürgerkrieg zu besiegen, das Bündnis der Alliierten frühzeitig zu schließen, um Deutschland in seine Schranken zu weisen oder die US-Amerikaner davon zu überzeugen, doch etwas früher in den Zweiten Weltkrieg einzugreifen. Dennoch ist das Spiel der feuchte Traum eines deutschen Landsers. Dem ist sich wohl auch Paradox bewusst. In diesem Monat veröffentlichte die Software-Firma ein zusätzliches Inhaltspaket zum Herunterladen mit dem Namen »Götterdämmerung«. Der neue Inhalt stößt hierzulande auf große Kritik. »Der Spieler kann seine Lieblings-Nazis protegieren und zu Reichsleitern ernennen«, beschreibt der Strategiespiel-Experte Steinwallen auf Youtube eine der neu eingeführten Mechaniken im Spiel. Darunter finden sich die Nazi-Politiker Hermann Göring, Albert Speer, Fritz Todt, Martin Bormann, Rudolf Heß und Joseph Goebbels.

Besonders die Präsentation von Heinrich Himmler im Spiel sticht dabei hervor. Der Reichsführer der SS und Organisator des Holocaust wird prominent herausgehoben – umgeben von einem Lorbeerkranz – und bringt dem Spieler beim Einsatz strategische Vorteile. Mit keinem Wort wird der Kriegsverbrecher historisch eingeordnet. Im Gegenteil: Eine angehängte Beschreibung lässt ihn in einem guten Licht dastehen. Dass in strategischen Simulationen zum Zweiten Weltkrieg der industrielle Massenmord an den Juden keinerlei Rolle spielt, ist seit Jahrzehnten eine kaum thematisierte Tatsache. Dies führte aber letztlich zu einer Darstellung nationalsozialistischer Kriegsverbrecher als »normale« Spielfiguren, teilweise auch als spielerisch wertvolle Superhirne in einem Strategiespiel.

Eine weitere Mechanik mit Sprengkraft bei »Götterdämmerung« ist die »Wirtschaftspolitik der Eroberung«. Darin wird die Ausbeutung von Millionen Zwangsarbeitern, die Enteignung von jüdischem Eigentum und die Plünderung Osteuropas spielerisch verbrämt. So kann man die unterschiedlichen »Reichskommissariate« von Alfred Rosenberg einsetzen, um im Spiel die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Als Ideologe des NS-Rassismus und als Reichsminister für die besetzten Ostgebiete war er verantwortlich für die systematische Vernichtung von Juden und Slawen.

Mit den neuen Inhalten ändert sich im Spiel auch ästhetisch der Umgang mit den wichtigsten Funktionären der NSDAP. Bisher wurden – zumindest in der deutschen Version – diese Personen nicht mit einem Porträt dargestellt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Es gibt auch keine Option, die neu eingepflegten Bilder zu deaktivieren. Für den Youtuber Steinwallen sind all diese Änderungen ausschlaggebend, um sich in einem Video davon deutlich zu distanzieren und seinen Zuschauern zu erklären, wieso solch eine ahistorische Darstellung in einem Computerspiel abzulehnen ist. In den Kommentaren zu seinem Video wird ihm dafür vielfach gedankt und dem neuen Inhalt einmütig »eine deutliche Schieflage« attestiert.

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