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Castor-Transport: Hin- und Herverschieben von Atommüll
Strahlende Fracht aus Frankreich wird in Baden-Württemberg zwischengelagert – für Jahrzehnte
Castor-Alarm in Philippsburg: Ein Transport mit hoch radioaktivem Atommüll wurde ab Mittwochabend in der baden-württembergischen Kleinstadt erwartet. Die vier Behälter enthalten strahlende Fracht aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Sie sollen im Zwischenlager auf dem Gelände des AKW Philippsburg abgestellt werden, bis – voraussichtlich erst Ende dieses Jahrhunderts – ein Endlager in Deutschland gefunden ist und befüllt werden kann. In dem zwischen Heidelberg und Karlsruhe gelegenen Zwischenlager stehen bereits 102 Castoren mit Abfällen aus dem Betrieb des Ende 2019 stillgelegten Atommeilers.
Am Bahnhof Philippsburg hat das »Aktionsbündnis Castor-Widerstand« eine Dauermahnwache angekündigt, die seit Mittwochmorgen besetzt sein sollte. Größere Protestaktionen gegen den Atommülltransport waren aber nicht geplant.
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Am Montag waren die Behälter in La Hague per Lkw gestartet und dann am Bahnfof Valognes in der Normandie umgeladen worden. Der Zug mit den Castoren fuhr nach Angaben französischer Medien am Dienstagnachmittag los. Auf der rund 1200 Kilometer langen Strecke quer durch Frankreich sollte er verschiedenen Schätzungen zufolge zwischen 15 und 20 Stunden unterwegs sein. Der genaue Zeitplan samt Abfahrtdatum und die genaue Route waren wie üblich aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden.
Inhalt ist recycelter Atommüll, der ursprünglich aus deutschen Atomkraftwerken stammt. Die Bundesrepublik hat sich verpflichtet, diese Abfälle zurückzunehmen. Dass hier grundsätzlich das Verursacherprinzip gelten muss, ist zwar auch bei Anti-Atomkraft-Initiativen unumstritten. Gleichzeitig halten sie den Transport zum jetzigen Zeitpunkt für ein sinnloses Risiko.Angesichts der Risiken sollte die gefährliche Fracht laut der Organisation Ausgestrahlt nur noch einmal transportiert werden, und zwar in ein Endlager. Die Zwischenlager in Deutschland seien nicht ausreichend sicher und damit nicht zur Aufnahme von weiterem Atommüll geeignet. Die Halle in Philippsburg sticht laut Ausgestrahlt sogar besonders hervor: Mit einer Wandstärke von nur 70 Zentimetern und einer Deckenstärke von nur 50 Zentimetern biete sie kaum Schutz bei einem Flugzeugabsturz oder bei Beschuss mit panzerbrechenden Waffen. Sie verfüge auch über keine ausreichende Reparaturmöglichkeit für diesen Castor-Typ. »Das planlose Hin- und Herverschieben von Atommüll muss sofort aufhören«, heißt es in einer Erklärung.
Das Aktionsbündnis wiederum weist darauf hin, dass die Genehmigung für das Zwischenlager Philippsburg 2047 ausläuft. Dabei müsse der hoch radioaktive Strahlenmüll noch viel länger zwischengelagert werden. Bisher gebe es kein Konzept dafür, wie die Sicherheit für den gesamten Zeitraum gewährleistet werden könne.
Vollkommen unterschiedlich bewerten Atomwirtschaft und Behörden auf der einen sowie Umweltschützer auf der anderen Seite auch die Gefahren, die von dem aktuellen Transport ausgehen. Die Gesellschaft für Nuklearservice als Spedition nennt als Grenzwert für die Strahlenbelastung 0,1 Millisievert pro Stunde in zwei Metern Entfernung. Das entspreche der Dosis, die ein Passagier während eines Flugs von Frankfurt am Main nach New York und zurück aufgrund der kosmischen Strahlung erhalte. Atomgegner sagen dagegen: Neben der Unfallgefahr gebe es Gesundheitsrisiken. So seien die Gefahren der Neutronenstrahlung, die die Behälterhülle durchdringe, jahrelang unterschätzt worden. Das Begleitpersonal sei daher bei jedem Transport einem weitaus höheren Risiko ausgesetzt als lange angenommen.
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