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DFB-Team: Julian Nagelsmann freut sich über »das große Ganze«
Den Bundestrainer bringt nach einem starken Jahr mit dem DFB-Team selbst das 1:1 gegen Ungarn weiter
Julian Nagelsmann will etwas verändern, »ein paar neue Dinge reinbringen«. Das hatte der Bundestrainer zwischen dem 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina in Freiburg und dem letzten Länderspiel des Jahres gegen Ungarn gesagt. Am Dienstagabend war dann seine Unzufriedenheit beim 1:1 in Budapest während der 90 Minuten in der Puskás Aréna nicht zu übersehen. In Worte fasste Nagelsmann sie dann nach dem Abpfiff nicht, sondern stellte »das große Ganze« heraus. Rückblickend auf das seit Langem erfolgreichste Jahr der deutschen Fußballer mit 10 Siegen in 15 Spielen sagte der Bundestrainer: »Ich denke, dass da viel entstehen kann.«
Der Wille zur Veränderung ist gleichzeitig der Wunsch zur Weiterentwicklung. Die Ziele des Bundestrainers stehen fest. An diesem Freitag wird das Viertelfinale der Nations League ausgelost. Auf das DFB-Team als souveräner Gruppenerster vor den Niederlanden, Ungarn und Bosnien-Herzegowina warten mit den Gruppenzweiten Italien, Kroatien oder Dänemark im März nicht die schwersten Gegner. Im Juni möchte Nagelsmann dann als Sieger des Wettbewerbs jubeln, danach »eine gute Qualifikation und eine sehr gute WM spielen«.
Selbstbewusste Signale
Alles ist auf den Sommer 2026 ausgerichtet: »Wir wollen Weltmeister werden.« Das hatte der Bundestrainer nach dem Aus im Viertelfinale der EM gegen Spanien verkündet. Das 1:2 blieb die einzige Niederlage in diesem Jahr. Wenn Nagelsmann nun nach dem auch international mit viel Respekt bedachten Sieben-Tore-Spektakel gegen Bosnien-Herzegowina Verbesserungsbedarf sieht und dafür »ein paar neue Dinge« für das kommende Jahr ankündigt, sendet er noch selbstbewusstere Signale an die Konkurrenz.
Auf dem anderthalb Jahre langen Weg zum Turnier in den USA, Kanada und Mexiko helfen dem Bundestrainer auch Erfahrungen wie nun jene in Budapest. Neun neue Spieler hatte Julian Nagelsmann im Vergleich zur Partie in Freiburg in die Startelf berufen. Die Probleme im Spielaufbau, die fehlende Torgefahr und die größere Anfälligkeit bei gegnerischen Angriffen durch das insgesamt instabile System zeigten, dass nicht jeder Nominierte den Anforderungen gewachsen ist. Der Dortmunder Julian Brandt beispielsweise war mit der offensiven Mittelfeldrolle überfordert. Sein Vereinskollege Felix Nmecha erzielte zwar nach 76 Minuten das 1:0, überzeugen konnte er als Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Angriff in der Zentrale aber auch nicht. Und der Leipziger Benjamin Henrichs lebt von seiner Variabilität, hebt letztlich jedoch weder als linker noch rechter Verteidiger das Niveau.
Generelle Schwäche
Bezeichnenderweise fiel der Führungstreffer in einer kurzen Druckphase der deutschen Fußballer nach den Einwechslungen von Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz. Bis dahin hatte der Münchner Leroy Sané die generelle Schwäche des DFB-Teams genutzt, um ein wenig herauszustechen. Dafür reichte allein ein etwas dynamischeres Auftreten als bei manchem Mitspieler, unnötige Ballverluste und fehlende Torgefahr vereinten ihn wiederum mit dem Team.
Als Sané dann zusammen mit Musiala, Wirtz und Havertz, den drei Stammspielern in der Offensive, auf dem Platz stand, war nichts mehr von ihm zu sehen. Alles in allem reichten ihm jedoch eine halbe Stunde Spielzeit gegen Bosnien-Herzegowina samt des Treffers zum 6:0 und wenige helle Momente in einer B-Elf in Budapest, um sogleich von einer »tragenden Rolle« bei der WM 2026 zu träumen.
Element des Erfolgs
»Wir haben einen sehr guten Kader«, sagte der Bundestrainer. Diesen hat er mit elf Neulingen, darunter einige überraschende Namen, selbst gebaut. Deshalb muss sich einer wie Sané auf dem Platz beweisen, das hat Nagelsmann deutlich formuliert. Und das nicht nur gegen Musiala, Wirtz oder Havertz; um die wenigen Plätze in der Offensive spielen auch Deniz Undav, Jamie Leweling, Chris Führich, Tim Kleindienst, Niclas Füllkrug oder Serge Gnabry. Dieser in allen Mannschaftsteilen neu geschaffene Konkurrenzkampf ist ein Element des Erfolgs. Über die enorme Qualität im Training sagt der Bundestrainer: »Ich kann den Kader so bestimmen, dass immer zwei Topteams auf dem Feld stehen.«
Angesichts der insgesamt guten Entwicklung konnte Nagelsmann in Budapest nach dem nicht unverdienten Ausgleich der Ungarn durch einen fragwürdigen Elfmeter in der Nachspielzeit »ein Auge zudrücken«. Um aber auch solch schwierige Partien zu überstehen, will der Bundestrainer im neuen Jahr »Phasen trainieren, in denen wir reinen Ergebnisfußball spielen«. Und in der Spieleröffnung solle seine Mannschaft noch variabler werden.
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