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Scharfe Kritik an Sparplänen bei Ford
IG Metall stellt Konzernleitung Ultimatum
Am Mittwoch kamen bei Ford in Köln Tausende Beschäftigte zu einer Betriebsversammlung zusammen. Die IG Metall gab dort die Kürzungspläne der Konzernleitung bekannt, über die sie am Vortag informiert worden war. Danach sollen im Kölner Werk bis 2027 etwa 2900 Stellen abgebaut werden. Derzeit sind dort noch rund 12 000 Arbeiter*innen beschäftigt.
Vom Vorhaben sind laut Gesamtbetriebsrat ganze Teilbereiche betroffen, die ausgelagert und verkauft werden sollen. Neben Schmiede, Gießerei und Werkzeugbau soll primär die Entwicklungsabteilung stark verkleinert werden. Dadurch sei keine eigenständige Fahrzeugentwicklung mehr möglich.
»Mit dem Abbauprogramm würde aus unserer Sicht einzig und allein die Zerlegung des Standorts Köln beginnen«, kritisierte Kerstin Klein, Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Köln und Leverkusen. »Das wäre aus unserer Sicht ein Sterben auf Raten.«
Erst seit Kurzem werden in Köln zwei neue Elektroauto-Modelle hergestellt, darunter der SUV »Explorer«. Deren Verkaufszahlen sind aber rückläufig, wie das Unternehmen die Sparpläne begründete.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka bemängelt, dass die Konzernleitung mit Blick auf die Produktion strategische Fehlentscheidungen getroffen hätte. Mit ihren jetzigen Plänen versucht die Geschäftsführung, »von eigenen Versäumnissen abzulenken«, moniert er. Stattdessen soll sie die Abbaupläne zurücknehmen. »Es ist höchste Zeit, dass eine tragfähige Strategie präsentiert wird, die die nachhaltige Zukunft von Ford in Europa und insbesondere in Deutschland sichert«, betont der Betriebsrat.
Dazu hat die IG Metall der Konzernleitung ein Ultimatum bis zur nächsten Betriebsversammlung am 10. Dezember gestellt. »Wir sind gut aufgestellt und erfahren eine große Welle der Solidarität«, sagte David Lüdtke, Vertrauenskörperleiter der Ford Werke Köln. »Wir werden nicht zögern, der Belegschaft das richtige Ventil zu geben, um ihrer Wut Luft zu machen.«
Vor dem Hintergrund der Krise, auch bei anderen deutschen Autoherstellern, fordern Wirtschaftsverbände staatliche Entlastungen bei Energiepreisen, Bürokratie und bei der Rohstoffversorgung. Die Linkspartei will, dass etwaige Subventionen an den Erhalt von Arbeitsplätzen und staatliche Kontrollen geknüpft werden.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Mittwoch im Europaparlament an, die Autoindustrie in Europa zu einem Schwerpunkt ihrer zweiten Amtszeit machen zu wollen. Dazu soll ein strategischer Dialog einberufen werden, den sie persönlich leiten und auch nachbereiten will.
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