- Kommentare
- Französische Militärbasen
Für die Polygamie
Cyrus Salimi-Asl zur Schließung der französischen Basen im Senegal
Zuerst Mali und Burkina Faso, dann der Niger, jetzt Senegal und Tschad: Frankreichs postkoloniales Imperium in Afrika zerbröckelt. Die ehemaligen Kolonien befreien sich aus der paternalistischen Umarmung des weißen Kolonialherren, wollen ihre Souveränität ausspielen und komplimentieren die französischen Soldaten aus dem Land. Es gehe darum, die »strategischen Partnerschaften anhand der nationalen Prioritäten neu zu definieren«, wie es Tschads Außenminister ausdrückte.
Das spricht für sich: Französische Soldaten waren und sind in verschiedenen west- und zentralafrikanischen Staaten stationiert, meist nicht im Interesse der Gastgeber, sondern des Gastes – im Austausch für Geld und militärischen Schutz. Frankreich konnte so wahlweise seinen Einfluss wahren, Flüchtlinge im EU-Auftrag am Weiterziehen nach Europa hindern oder islamistische Gruppen im Sahel bekämpfen, eine zuletzt besonders strapazierte Begründung, warum westliche Truppen in Afrika stationiert sein müssten.
Mit der Schließung der Militärstützpunkte bahnt sich ein neues Verhältnis zwischen Frankreich und seinen vormaligen afrikanischen Kolonien an, das, so ist zu hoffen, auf Respekt und Gleichwertigkeit beruht, eben eine Beziehung auf Augenhöhe. Weder Senegal noch Tschad wollen die Brücken nach Frankreich einreißen. In die Lücke könnte jedoch Russland stoßen und seine Dienste anbieten; Russlands Vizepremier tourt gerade durch Westafrika. Die beiden Länder wären gut beraten, den einen Patron nicht durch einen anderen zu ersetzen, sondern polygame Beziehungen zu pflegen, je nach den nationalen Bedürfnissen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.