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Plastikvermüllung: Einigung in Busan gescheitert

Konferenz in Südkorea stimmt für neue Verhandlungen zu umfassendem Plastikabkommen

  • Christian Mihatsch
  • Lesedauer: 4 Min.
Immerhin war der Hammer aus recycelten Plastik: Luis Vayas Valdeviesoaus Ecuador leitete die Verhandlungen
Immerhin war der Hammer aus recycelten Plastik: Luis Vayas Valdeviesoaus Ecuador leitete die Verhandlungen

Die Welt wird weiter kein internationales Abkommen gegen die Vermüllung des Planeten mit Plastik haben. Am Sonntag ist in der südkoreanischen Großstadt Busan eine UN-Konferenz ergebnislos zu Ende gegangen, die ein solches Abkommen hätte verabschieden sollen. »Unsere Arbeit ist noch weit davon entfernt, fertig zu sein«, sagte der Vorsitzende dieser fünften Verhandlungsrunde insgesamt, Luis Vayas aus Ecuador.

Die Länder der Welt hatten vor zwei Jahren beschlossen ein Plastikabkommen auszuhandeln, um den Kampf gegen Plastikmüll auf internationaler Ebene zu koordinieren. Dieses Abkommen sollte auch den »vollen Lebenszyklus« von Plastik abdecken, von der Herstellung, über die Weiterverarbeitung bis schließlich zur Entsorgung.

Global werden nur neun Prozent der produzierten Plastikmenge wiederverwertet.

Doch genau das wollten einige wenige Länder verhindern und haben sich damit vorerst durchgesetzt. Saudi-Arabien, Russland und Iran haben sich dagegen gewehrt, dass auch die Produktion von Plastik durch das Abkommen reguliert wird. Sie wollen, dass sich das Abkommen auf eine effiziente Abfallwirtschaft fokussieren soll.

Aktuell dienen zwölf Prozent des geförderten Rohöls der Herstellung von Plastik. Und der Plastikverbrauch soll in den kommenden Jahren noch deutlich wachsen, wie Berechnungen der US-Universität Berkeley zeigen. Bis zum Jahr 2050 ist gar eine Verdreifachung möglich. Viele ölfördernde Länder sehen in Plastik daher einen neuen Großabnehmer für ihr Produkt, wenn immer mehr Elektroautos die Nachfrage nach Benzin und somit Öl senken. Und so blieb Vayas nichts anderes übrig, als die Entscheidung über das Abkommen auf eine spätere Konferenz zu vertagen.

Noreen O’Meara von der britischen Surrey-Universität bezeichnete Vayas’ Entscheidung als »logisch«. »Ein Rennen zu einem Kompromiss ist keine Lösung.« Bei einem solchen Rennen hätte die Gefahr bestanden, dass die progressiven Länder zu viele Zugeständnisse machen. Zu dieser »Koalition« aus mehr als 100 gleichgesinnten Staaten gehören zum Beispiel Mexiko, Panama, Ruanda und die Europäische Union.

Diese eigentlich überwältigende Mehrheit unter den mehr als 170 teilnehmenden Ländern ist für ein Abkommen, das auch klare Vorgaben zu einer Reduktion der Plastikproduktion umfasst. Der norwegische Völkerrechtler Magnus Løvold hatte daher vorgeschlagen, einfach ohne die Bremserstaaten ein Abkommen zu schließen: »Die große Frage ist, ob die fortschrittliche Mehrheit den Mut aufbringen wird, aus der erdrückenden Konsenskultur auszubrechen und den Vertrag durchzusetzen.« Dies ist nicht geschehen und die »Konsenskultur« besteht fort.

Ein Grund dafür war wohl die unklare Haltung der USA. Diese hatten sich anfangs auch gegen Regeln für die Plastikproduktion gewehrt. Doch dann schien sich die Regierung von Joe Biden zu bewegen, nur um anschließend wieder zurückzurudern: »Im August sagte das Weiße Haus, dass es Maßnahmen zur Reduzierung der Plastikproduktion unterstützen werde«, sagte John Hocevar, von der Umweltorganisation Greenpeace USA. »Die Details waren noch vage, aber die Absicht war klar formuliert.«

Doch kurz vor Beginn der Konferenz klang das dann wieder anders: »Diese Woche haben sie gesagt, dass sie keine Produktionsobergrenzen unterstützen werden«, sagte Hocevar. Letzteres dürfte auch die Position der neuen US-Regierung sein, wenn Donald Trump am 20. Januar das Amt des US-Präsidenten antritt. Das Scheitern der Vereinbarung wurde von Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert.

Es gilt aber als ausgeschlossen, dass sich die zunehmende Verschmutzung der Erde durch Plastik ohne eine Reduktion der Produktionsmenge lösen lässt. Plastik lässt sich kaum recyceln. Das liegt an den 16 000 verschiedenen Zusatzstoffen, die dem Endprodukt die gewünschten Eigenschaften verleihen, von der Farbe bis zur Elastizität. Daher werden global nur neun Prozent des Plastiks wiederverwertet. Umgekehrt gelangen knapp fünf Prozent der jährlich produzierten 460 Millionen Tonnen Plastik in Flüsse, Seen und Meere.

Die Plastikproduktion verursacht zudem rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen. Diese lassen sich kaum verhindern, denn 90 Prozent davon entfallen schon auf die Produktion des Plastikgrundstoffs. Erst wenn die Menge an neuem Plastik sinkt, können daher auch die Emissionen sinken. Ob das gelingen kann, muss die nächste UN-Plastikkonferenz zeigen.

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