Yoon: Restglaubwürdigkeit ist passé

Felix Lill über die Manöver des südkoreanischen Präsidenten

  • Felix Lill
  • Lesedauer: 1 Min.
Auf diesem vom südkoreanischen Präsidialamt zur Verfügung gestellten Foto spricht der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol während einer Pressekonferenz im Präsidialamt. Der Präsident Südkoreas hat das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live ausgestrahlten Rede beschuldigte er die Opposition des Landes, mit Nordkorea zu sympathisieren.
Auf diesem vom südkoreanischen Präsidialamt zur Verfügung gestellten Foto spricht der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol während einer Pressekonferenz im Präsidialamt. Der Präsident Südkoreas hat das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live ausgestrahlten Rede beschuldigte er die Opposition des Landes, mit Nordkorea zu sympathisieren.

Yoon Suk-yeol, seit Frühjahr 2022 Präsident von Südkorea, könnte bald als Lehrbuchbeispiel eines Politikers dienen, dem eine Fähigkeit nicht gegeben ist: zu verstehen, was den Menschen gefällt – und wie man zu ihnen spricht. Yoon gilt schon länger als arrogant, populistisch, sogar undemokratisch.

In der Nacht zu Mittwoch blickte Yoon Suk-yeol mit besonders ernstem Gesicht in eine TV-Kamera und erklärte sich quasi zum Diktator Südkoreas – denn die Ausrufung des Kriegsrechts mündete in der Geschichte immer wieder in Diktaturen – auch in Südkorea. Doch die Bevölkerung stürmte in großer Zahl vor das von Militärs abgeriegelte Parlament, gemeinsam mit oppositionellen Abgeordneten zwangen sie den Präsidenten – oder Diktator? – binnen Stunden, den Entschluss wieder zurückzunehmen.

Yoon ist düpiert. Das Wenige an Glaubwürdigkeit, das er noch genoss, ist dahin. Denn er hatte offenbar gedacht, mit dem Kriegsrecht würde er durchkommen. Aber da hat er sein Land nicht verstanden.

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