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BVG: Law and Order underground

Kottbusser Tor soll »Musterbahnhof« werden

Unterwegs mit der Reinigungs- und Sicherheitsstreife: BVG-Vorstand Henrik Falk und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (beide ohne Arbeitskleidung)
Unterwegs mit der Reinigungs- und Sicherheitsstreife: BVG-Vorstand Henrik Falk und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (beide ohne Arbeitskleidung)

Drogenhandel, Gewalt, Verwahrlosung – bislang hat der U-Bahnhof Kottbusser Tor keinen guten Ruf. Geht es nach der BVG, soll sich das ändern. Der U-Bahnhof in Kreuzberg soll zum »Musterbahnhof« werden, erklärte BVG-Vorstandsvorsitzender Henrik Falk am Mittwoch bei einem Pressetermin. Künftig sollen am »Kotti« vermehrt Reinigungs- und Sicherheitsstreifen eingesetzt werden. Dazu kommt eine Videoüberwachungsanlage, die vor allem die Gleisanlagen im Blick haben soll. »Wenn sich jemand im Gleisbett aufhält, wird das automatisch an die Leitstelle gemeldet«, sagte Falk.

Der »Musterbahnhof« am Kotti ist Teil des Streifenkonzepts der BVG. Seit Jahresbeginn setzt die BVG schwerpunktmäßig Sicherheits- und Reinigungsstreifen auf der U-Bahnlinie U8 ein. Nachdem das Konzept bereits im Mai vom südlichen Teil der U8 auf die gesamte Streckenlänge ausgeweitet worden ist, sollen in einer dritten Phase auch auf ausgewählten Streckenabschnitten der U5 und der U7 die Streifen eingesetzt werden. Zugleich soll den Fahrgästen mit einer Informationskampagne nähergebracht werden, über welche Kanäle sie Schäden melden können. Dies soll künftig auch über einen Whatsapp-Kanal möglich sein.

Das Reinigungsstreifenkonzept sieht die BVG als vollen Erfolg – eine Ansicht, die auch der Senat teilt. »Ich bin dankbar, dass wir das Projekt gestartet haben«, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). »Es wird besser auf der U8.« Das zeigten Befragungen von Fahrgästen, die sich in großer Mehrheit positiv über die Streifen äußerten. Sauberkeit und Sicherheit seien zentral für das Gelingen der Mobilitätswende, so Wegner.

Die Streifen auf der U8 stehen seit Beginn des Projekts in der Kritik, weil sie Obdachlose, Drogensüchtige und andere sozial benachteiligte Gruppen aus den Bahnhöfen verdrängen. »Wir wissen, dass die U-Bahnhöfe für manche Menschen Zufluchtsorte sind«, sagte Wegner. Daher arbeite die Reinigungs- und Sicherheitsstreife mit sozialen Trägern zusammen. »Man muss den Menschen auch helfen«, sagte Wegner. Bislang beschränkt sich die Zusammenarbeit allerdings darauf, dass angetroffene Obdachlose Flyer mit Informationen zu sozialen Angeboten in die Hand gedrückt bekommen.

Bei den Reinigungsstreifen gehe es auch darum, das Sicherheitsgefühl der BVG-Mitarbeiter zu erhöhen, so Wegner. Aktuell weist die Senatsantidiskriminierungsverwaltung mit einer Plakatkampagne darauf hin, dass Videoaufnahmen von Bahnhöfen und U-Bahnen 48 Stunden gespeichert werden, bevor sie gelöscht werden. Anzeigen nach Gewaltvorfällen sollen daher möglichst schnell gestellt werden. »Ich würde mir sehr wünschen, dass wir die Speicherdauer erhöhen«, sagte Wegner nun. Statt 48 Stunden soll das Videomaterial demnach 96 Stunden gespeichert bleiben. Der Senat sei sich in dieser Frage einig, so Wegner.

Insgesamt blickt die BVG auf ein gestiegenes Fahrgastaufkommen. Mehr als 1,1 Milliarden Fahrgäste habe es im Jahr 2024 gegeben, berichtete BVG-Vorstandsmitglied Jenny Zeller-Grothe. Das sei eine deutliche Steigerung gegenüber 2023. Das Vor-Corona-Niveau habe man so wieder erreicht. Im November habe die BVG so viele Fahrgäste in einem Monat wie noch nie gehabt.

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