Australische Weihnachtsregatta wird zur Tragödie

Zwei Tote und ein Segler über Bord beim Auftakt des Sydney Hobart Race vor der Küste Australiens

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Die »Celestial« segelt während des Sydney Hobart Yacht Race 2024 in Sydney auf die Klippen zu.
Die »Celestial« segelt während des Sydney Hobart Yacht Race 2024 in Sydney auf die Klippen zu.

Zur traditionellen Sydney-Hobart-Regatta am 26. Dezember säumen Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer den Hafen Sydneys. Die Stimmung ist ausgelassen, viele picknicken an den Küsten, während die Segelboote darum kämpfen, wer es als Erstes aus der Hafenausfahrt hinaus aufs offene Meer schafft, um dort Fahrt für die knapp 1170 Kilometer bis Hobart aufzunehmen.

Startschuss ist seit 1945 am australischen Boxing Day – dem zweiten Weihnachtsfeiertag – um 13 Uhr. Nachdem die Boote den Hafen Sydneys verlassen haben, geht es immer an der Küste entlang gen Süden bis nach Tasmanien. Dort segeln die Yachten den Derwent River hoch bis zur Ziellinie in der tasmanischen Hauptstadt Hobart.

Auch in diesem Jahr starteten die Boote pünktlich – bei strahlendem Sonnenschein und einer guten Portion Wind – Bedingungen wie gemacht für eine Segelregatta, so schien es. Doch wenige Stunden später, zwischen Mitternacht und zwei Uhr am Morgen, wurden die Bedingungen vor der australischen Ostküste offenbar so schwierig, dass es zu gleich zwei tödlichen Unfällen kam.

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Vom Baum getroffen

Die jeweiligen Besatzungsmitglieder wurden beide vom Mastbaum ihrer Jachten getroffen und konnten nach den Unfällen trotz aller Bemühungen nicht wiederbelebt werden. Die betroffenen Segelboote »Flying Fish Arctos« und »Bowline« brachen nach den Unfällen das Auftaktrennen ab, die australische Wasserpolizei untersucht die Vorfälle.

Ein weiterer Segler ging aufgrund der stürmischen Bedingungen über Bord. Er wurde von einer starken Windbö über Bord gefegt und trieb etwa einen Kilometer ab, bevor seine Crew ihn doch noch aus dem Wasser fischen konnte. Einige andere Boote beendeten das Rennen freiwillig frühzeitig, nachdem die Bedingungen zu schwierig wurden. Trotz der Vorfälle geht die Regatta laut der Veranstalter erst mal weiter. Die ersten Boote wurden noch am Freitag oder am frühen Samstag in Hobart erwartet.

Eine der schwierigsten Regatten

David Jacobs vom ausrichtenden Cruising Yacht Club of Australia sagte gegenüber der australischen Agentur AAP, dass die Wettervorhersage nicht »vor tödlichen Bedingungen« gewarnt habe. Es seien starke bis stürmische Winde vorhergesagt gewesen. »Diese Flotten kommen mit diesen Bedingungen zurecht«, sagte Jacobs. Es seien hochseetüchtige Yachten, die an solche Winde gewöhnt seien. Und: »Es waren keine extremen Bedingungen.« »Flying Fish Arctos« beispielsweise ist eine 50-Fuß-Yacht, die seit ihrem Bau im Jahr 2001 bereits 17 Sydney-Hobart-Regatten überstanden hat. Das Boot ist so konzipiert, dass es eigentlich rund um die Welt segeln könnte.

Grundsätzlich gilt die Regatta aber als eine der schwierigsten Hochseeregatten weltweit. Trotzdem nehmen neben großen Yachten auch kleinere Boote teil. Deswegen werden stets zwei Sieger ermittelt – einmal der Sieger nach gesegelter Zeit – dabei gewinnt die Yacht, die zuerst im Zielhafen in Hobart ankommt. Zum anderen wird ein Sieger nach berechneter Zeit ermittelt, wobei die gesegelten Zeiten mit verschiedenen Merkmalen der Yachten abgeglichen werden.

Erinnerungen an 1998

Australiens Premierminister Anthony Albanese schrieb am Freitagmorgen (Ortszeit) auf der Plattform X, dass die Gedanken der Australierinnen und Australier bei den beiden Seglern seien, die »bei der Regatta von Sydney nach Hobart über Nacht auf tragische Weise ihr Leben verloren haben«. Die Regatta sei »eine australische Tradition«, und es ist »herzzerreißend, dass in einer Zeit der Freude zwei Menschen ihr Leben verloren haben«. Er sprach den Familien, Freunden und Angehörigen sein »tiefstes Beileid« aus.

Die Sydney-Hobart-Regatta hat nicht zum ersten Mal Teilnehmende durch widrige Wetterumstände verloren. Als 1998 ein Sturm mit starken Windböen aufkam, starben sechs Menschen, darunter der Olympiateilnehmer Glyn Charles. Über 50 Menschen mussten aus Seenot gerettet werden.

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