Bundestrainer Tobias Reiter mit Plan und Auftrag für DSV-Männer

Mit Sicherheit besser: Wie der neue Coach das Schießen der deutschen Biathleten umstellen soll

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 4 Min.
Fehleranalyse vom neuen Chef: Bundestrainer Tobias Reiter muss mit den DSV-Männern vor allem am Schießstand arbeiten.
Fehleranalyse vom neuen Chef: Bundestrainer Tobias Reiter muss mit den DSV-Männern vor allem am Schießstand arbeiten.

Die andauernd großen Probleme am Schießstand sind auch beim ersten Weltcup unter dem neuen Biathlon-Bundestrainer Tobias Reiter in der vergangenen Woche im tschechischen Nove Mesto nicht verschwunden. Und auch beim anstehenden Weltcup im slowenischen Pokljuka sind ab Donnerstag von den deutschen Männern keine Wunderdinge zu erwarten, nur weil ein neuer Chefcoach die Fehler analysiert.

Reiters Aufgabe ist auch eine größere: Er soll das deutsche Team bis zu den Olympischen Winterspielen in knapp einem Jahr in Mailand und Cortina wieder zurück in die Weltspitze führen. Die grundlegenden Absprachen für den Weg dahin wurden in den vergangenen Tagen bereits getroffen. »Tobi hat einen kristallklaren Plan«, erklärt der zuständige Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), Felix Bitterling. Seine Philosophie und geplante Änderungen hat der 39-jährige Reiter den deutschen Biathleten bereits beim ersten gemeinsamen Meeting erklärt, als er dem Team offiziell als Nachfolger des nach den Weltmeisterschaften in Lenzerheide zurückgetretenen Uros Velepec präsentiert wurde.

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Dieses Treffen sei laut Bitterling »sehr, sehr positiv« gewesen – und die erste Reaktion der Sportler auch. »Was ich von den Jungs aus dem IBU-Cup gehört habe, war durchweg positiv. Dort galt Tobias als sehr strukturierter Trainer, der einen guten Austausch mit seinen Athleten pflegt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit«, äußerte der zweimalige WM-Bronzegewinner Justus Strelow in seinem Blog.

Bei der Vorstellung hat Sportdirektor Bitterling den neuen Chefcoach als »Konzepttrainer« vorgestellt. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus dem Fußball, wo Trainer wie Ralf Rangnick, Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann das Arbeiten der Fußballlehrer durchaus revolutioniert haben. Als »Laptop-Trainer« will Bitterling den neuen Chefcoach aber nicht verstanden wissen. Vielmehr sei Reiter sehr modern, wissbegierig und nah dran an der Sportwissenschaft.

Und so setzt Bitterling mit dem neuen Trainer auch wieder auf eine engere Zusammenarbeit mit Hannes Kock, dem leitenden Sportwissenschaftler für Biathlon am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft. »In den vergangenen zwei, drei Jahren ist die Verzahnung mit der Wissenschaft bei den Damen besser gelaufen als bei den Herren. Da kommt jetzt ein neuer Zug rein«, so Bitterling.

Das ist ein Hinweis darauf, was in den vergangenen zwei Jahren unter der Regie von Uros Velepec nicht perfekt gelaufen ist. Ein anderes Problem liegt ganz offensichtlich am Schießstand. »Ich glaube, dass wir in der jüngeren Vergangenheit dieses Schnellschießen gerade bei den Herren ein bisschen übertrieben haben«, so Bitterling. Das sei gerade bei älteren Athleten, die trainingsmethodisch nicht schon seit der Jugendzeit so ausgebildet wurden, ein »Spiel mit dem Feuer, für das wir den einen oder anderen Preis gezahlt haben«.

Unter Reiter wird sich das laut Bitterling ändern: »Jede Statistik zeigt, dass sicheres Treffen vor eine schnelle Schießzeit zu setzen ist. Das Technische und die Herangehensweise müssen einfach passen. Dann passt im Zweifel auch das Mentale, weil ein Athlet in dieser Situation einfach was zum Greifen hat, worauf er vertraut.« Reiter habe die Aufgabe, das Thema Schießen »ein bisschen anders aufzusetzen und stringenter durchzuziehen.«

Dass Reiter gute Grundlagen nicht nur beim Schießen legen kann, hat er schon in mehreren Etappen als Trainer der aktuellen Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Franziska Preuß bewiesen. Jetzt muss er nach Zeiten als Co-Bundestrainer der Frauen und im zweitklassigen IBU-Cup erstmals als Chef beweisen, dass er das deutsche Topteam führen kann. Unter Velepec gab es beispielsweise immer mal wieder Abweichungen im Trainingsplan, Reiter soll wieder eine konkrete Linie vorgeben. »Tobi ist jemand, der einen klaren Plan hat, der genau weiß: Zu dem Zeitpunkt des Jahres will ich genau das machen«, beschreibt Bitterling den neuen Bundestrainer und ergänzt: »Biathleten sind mündige Sportler, die aber extrem darauf angewiesen sind, durch einen klaren Rahmen Sicherheit zu bekommen.«

Selbst wird sich der neue Bundestrainer erst am Saisonende äußern. Auch dafür hat der Sportdirektor eine Erklärung. »Wir wollen Tobi nicht in die Situation bringen, andauernd die Arbeit seines Vorgängers öffentlich bewerten zu müssen. Das hilft niemandem, vor allem nicht den Athleten. Er wird sich am Ende des Weltcup-Finals äußern und dann mit Blick auf die kommende Vorbereitung seinen Plan skizzieren.«

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