Nach dem Trump-Sieg: Sind die goldenen Zeiten vorbei?

Nach historischen Höchstständen des Goldpreises sorgt die nahende Präsidentschaft Donald Trumps für Verunsicherung

2024 stieg der Goldpreis in zuvor ungekannte Höhen.
2024 stieg der Goldpreis in zuvor ungekannte Höhen.

Ein kurioser Coup des vergangenen Jahres: Das Goldminen-Unternehmen Resolute Mining zahlte der Militärregierung Malis 160 Millionen US-Dollar, rund 150 Millionen Euro. Im Gegenzug ließ die malische Regierung in Bamako den Vorstandschef des australischen Unternehmens und zwei Mitarbeiter frei. Resolute Mining betreibt in dem westafrikanischen Land eine Mine, deren Jahresproduktion etwa eine halbe Milliarde Dollar wert ist, Mali ist einer der wichtigsten Produzenten des Edelmetalls Gold. Bei dem Konflikt ging es vorgeblich um Steuerzahlungen und Betrug. Beobachter vermuten dagegen, dass die Regierung von General Assimi Goïta Rohstoffkonzerne zu höheren Abgaben zwingen wollte.

Nach den Festnahmen war der Aktienkurs von Resolute an der Londoner Börse um mehr als 50 Prozent gefallen. In die entgegengesetzte Richtung lief der Kurs des Edelmetalls. Der Goldpreis stieg – und hat sich in fünf Jahren verdoppelt. »Eine Rekordmarke jagt die nächste«, berichtete der deutsche Händler Ophirum. Mit knapp 2790 Dollar je Feinunze, das sind 31,1034768 Gramm, erreichte das Edelmetall Ende Oktober 2024 den höchsten Stand aller Zeiten. Nach Donald Trumps Wahlsieg in den USA im November ging der Preis leicht zurück. Unter den Metallen war Gold dennoch der beste Performer im vergangenen Jahr.

Markt mit »FOMO«

Am Markt mache sich deswegen zunehmend eine Stimmung breit, die im angelsächsischen Raum unter dem Kürzel »FOMO« bekannt sei, berichtet Ophirum. Dahinter verbirgt sich »Fear of missing out«, also die Angst, etwas zu verpassen. So hat ebenfalls die Goldnachfrage im vergangenen Herbst einen historischen Höchststand erreicht, berichtet das World Gold Council, die in London ansässige Lobby der Goldbergbauindustrie. Und zwar sowohl nach dem Preis der gehandelten Menge als auch nach dem Gewicht. Demnach wurden im dritten Quartal 2024 weltweit 1313 Tonnen Gold nachgefragt, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und Rekord für ein drittes Quartal. In Dollar gerechnet legte der Goldhandel sogar um 35 Prozent zu.

Bis die USA den »Goldstandard« im Jahr 1971 aufgaben, waren die wichtigsten Währungen durch bestimmte Mengen des Metalls gedeckt und konnten jederzeit umgetauscht werden. Gold wird seither von vielen als stabile Währung angesehen, zudem es von Natur aus knapp ist. Es kann nicht einfach von Regierungen, Zentralbanken oder privaten Banken in Umlauf gebracht werden, wie es bei Papier-Währungen der Fall ist. Kriege, wirtschaftliche Krisen und Inflation sowie die weltweit wachsende Staatsverschuldung sorgen dafür, dass Gold sich weiterhin als vermeintlich stabile Wertanlage großer Beliebtheit erfreut.

Größere Nachfrage der Industrie

Ein größerer Teil der Nachfrage entfällt neuerdings auf die Industrie. Gold wird unter anderem für die Herstellung von Smartphones und spezielle Computerchips eingesetzt, welche für die boomende »Künstliche Intelligenz« benötigt werden. Diese Digitalisierung der Wirtschaft könnte auch mittel- und langfristig den Goldpreis steigern.

Unklar ist, welche Auswirkung der Amtsantritt Donald Trumps am 20. Januar haben könnte. Europäische Analysten betonen die Unsicherheiten, die Trump der Weltwirtschaft bescheren könnte, diese dürften den Goldpreis weiter antreiben. 2024 haben sinkende Leitzinsen der amerikanischen Fed, die auch auf den Dollarkurs Einfluss haben, zum starken Goldpreis beigetragen. Die von Trump angekündigte Fiskalpolitik, also hohe Zölle sowie Kreditaufnahmen und Steuersenkungen, könnte allerdings Zentralbank-Chef Jerome Powell veranlassen, auf die Bremse zu treten. Hohe US-Zinsen sind üblicherweise Gift für den Goldkurs.

Allzu hoch sollte man die Goldrallye ohnehin nicht hängen. Der Goldmarkt hat nicht die Größe, die erforderlich wäre, um die Devisenreserven vollständig zu ersetzen. So hat das in der Geschichte der Menschheit geförderte Gold einen Wert von etwa zwölf Billionen US-Dollar. Das erscheint beeindruckend, sind aber nur knapp fünf Prozent der Billionen Dollar des globalen Finanzvermögens. Gold hat zudem einen entscheidenden Nachteil: Es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Wertzuwachs kann nur über einen Kursanstieg erfolgen.

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