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Die DFB-Frauen träumen vom neunten EM-Titel
Deutschlands Fußballerinnen wollen die Weichen für eine erfolgreiche EM 2025 in der Schweiz stellen
Als Christian Wück vor seinem Debüt als Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft in Wembley stand, blieb ein Leitsatz aus seiner ersten Videoschalte in Erinnerung: »Alles bleibt anders!« Der 51-Jährige machte klar, dass er sich zwar in der Menschenführung an seinem beliebten Vorgänger Horst Hrubesch orientiert, aber in Sachen Spielphilosophie andere Ideen verfolgt: »Vieles wird gleich bleiben, aber es wird sich auch vieles verändern.« Die neue Ära für die DFB-Frauen startete dann mit einem Triumph beim Europameister England (4:3) denn auch furios, als der neue Ansatz auf Anhieb griff.
Tatsächlich hatten die deutschen Fußballerinnen bei den Olympischen Spielen mit der Bronzemedaille endlich mal wieder etwas Greifbares in den Händen, weil Einstellung, Kampfgeist und Disziplin stimmten – dazu hielt Torhüterin Ann-Katrin Berger herausragend. Die in den USA spielende 34-Jährige gewann erstmals die Auszeichnung als Deutschlands Fußballerin des Jahres. Doch spielerisch lag einiges im Argen.
Gegen Kanada im Viertelfinale (4:2 im Elfmeterschießen) und bei der Halbfinalniederlage gegen die USA (0:1 nach Verlängerung) gelang aus dem Spiel heraus kein Tor. Deshalb hatte Sportdirektorin Nia Künzer nach dem Spiel um den dritten Platz gegen Spanien (1:0) auch gesagt: »Dieses Auftreten hätten uns vor wenigen Monaten die Wenigsten zugetraut. Aber wir wissen auch, dass es weitere Entwicklungsschritte braucht, um uns dauerhaft auf internationalem Top-Niveau zu etablieren.«
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Laura Freigang, bei Eintracht Frankfurt mit elf Toren derzeit die beste Schützin der Bundesliga, sagte nun zum Jahreswechsel: »Bei Olympia war es eher Kampffußball. Jetzt wollen wir den Ball haben und ihn laufen lassen. Wir wollen viel spielen, das macht mir Spaß.« Nicht nur die 26-Jährige profitiert vom neuen Schwung. Dass es in den ersten Länderspielen unter dem ehemaligen U17-Nationaltrainer Wück auch wechselhafte Vorträge wie etwa bei den Niederlagen gegen Australien und Italien zu besichtigen gab, hatte der neue Chefcoach eingepreist. Für die EM 2025, die vom 2. bis 27. Juli in der Schweiz stattfindet, möchte der gebürtige Unterfranke aus 30 bis 40 Spielerinnen auswählen; auch Talente wie die 20-jährige Cora Zicai vom SC Freiburg und die 18-jährige Alara Şehitler vom FC Bayern durften deswegen schon bei der A-Nationalmannschaft reinschnuppern.
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Daher ist es wichtig, dass sich das im Umbruch befindliche Ensemble – mit Merle Frohms, Marina Hegering und der langjährigen Kapitänin Alexandra Popp sind drei Leistungsträgerinnen vom VfL Wolfsburg zurückgetreten – eine gewisse Widerstandsfähigkeit zulegt. Zudem wird Wück mit dem Start der Nations League im Februar deutlich weniger ausprobieren. Bei den Duellen gegen die Niederlande, Österreich und Schottland will der Bundestrainer »den Grundstein legen«.
Dabei deutet alles darauf hin, dass Giulia Gwinn vom FC Bayern die Kapitänsbinde auch im EM-Jahr behalten wird. »Sie macht es auf dem Platz sehr gut, ist sehr zuverlässig. Auch neben dem Platz ist sie eine absolute Führungspersönlichkeit und übernimmt Verantwortung«, lobte Wück über die Feiertage seine Außenverteidigerin. Man wolle schon zum Auftakt der Nations League am 21. Februar in Holland »die Automatismen vertiefen und den Kern einspielen lassen«. Die Bilanz in 2024 bei elf Siegen, einem Unentschieden und sechs Niederlagen spricht nämlich dafür, dass es in 2025 dringend um mehr Konstanz gehen muss. Wücks Leitspruch kann ja auch genau das beinhalten.
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