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Feuerpause im Gazastreifen: Sand in die Augen
Cyrus Salimi-Asl über die unmögliche Waffenruhe in Gaza
Auf »Hochtouren« sollen die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen laufen, schreibt die israelische Nachrichtenwebsite »ynet« und gibt zum x-sten Mal Gerüchten Auftrieb, man stünde kurz vor einem Abkommen. Nichts scheint unrealistischer, wurden doch bislang alle Hoffnungen enttäuscht. Den übervollen Mündern, die von »Fortschritten« sprechen oder sich wie US-Außenminister Antony Blinken »zuversichtlich« geben und die Gespräche »kurz vor dem Durchbruch« sehen, möchte man das Wort verbieten. In den genau 15 Monaten, die der Krieg tobt, kam es zu einem einzigen Deal für einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene: während einer Feuerpause in der letzten Novemberwoche 2023, bald nach Kriegsbeginn. Zu jenem Zeitpunkt waren rund 1200 Tote auf israelischer und fast 15 000 auf palästinensischer Seite zu verzeichnen – heute sind es über 45 000 getötete Palästinenser.
Nun kursiert zwischen den Kriegsparteien eine Liste mit den Namen von 34 Gefangenen, die bei einem Deal freigelassen werden könnten, aber niemand kennt deren Gesundheitszustand. Zudem liegen die grundlegenden Positionen weit auseinander: Die Hamas will ein sofortiges Ende des Krieges und den kompletten Abzug der israelischen Armee. Für die israelische Regierung zählt nur der militärische Sieg. Sie behält sich das Recht vor, den Krieg weiterzuführen und will auch künftig den Gazastreifen kontrollieren. Das Schicksal der Geiseln ist ihr nachrangig. Da können deren Angehörige noch so lautstark auf der Straße protestieren.
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