Omar Marmoush: Frankfurts Zauberfuß auf Abruf

Eintracht Frankfurt bereitet sich auf den Wechsel seines Bundesliga-Top­scorers vor

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.
15 Tore und zehn Vorlagen in der Bundesliga haben Begehrlichkeiten geweckt: Omar Marmoush steht vor einem Transfer zu Manchester City.
15 Tore und zehn Vorlagen in der Bundesliga haben Begehrlichkeiten geweckt: Omar Marmoush steht vor einem Transfer zu Manchester City.

Nnamdi Collins hatte gut lachen. Sein erstes Bundesligator, natürlich aufgelegt von Omar Marmoush, hätte der Verteidiger von Eintracht Frankfurt kaum zu einem besseren Zeitpunkt erzielen können als beim eindrucksvollen 4:1-Heimsieg gegen den SC Freiburg. Drei Tage vor seinem Wiedersehen mit Borussia Dortmund am Freitagabend in der stimmungsvollen Arena im Frankfurter Stadtwald, bei dem der forsche Deutsch-Amerikaner seinem Ex-Verein demonstrieren will, warum die Eintracht in der Transferpolitik viel richtig und der BVB einiges falsch gemacht hat.

»Ich befasse mich gar nicht mehr mit dem BVB«, versicherte der 21-Jährige zwar – aber: »Ich freue mich trotzdem auf das Spiel.« Auch bei Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche ist die Freude groß, über den für einen Spottpreis von einer Million Euro aus der zweiten Dortmunder Mannschaft verpflichteten Abwehr-Allrounder. Collins sei auf dem besten Weg, zum A-Nationalspieler heranzuwachsen, frohlockte Krösche nach dem Sieg gegen Freiburg. DFB-Scouts widersprechen nicht.

Dass der U21-Nationalspieler Collins am Dienstagabend trotzdem weniger über seine Torpremiere im Oberhaus, dafür über den Vorlagengeber redete, lag in der Natur der Sache. Omar Marmoush, der gegen die braven Gäste aus dem Breisgau erneut mit einem Treffer und zwei Assists den Unterschied machte, ist nun mal nicht nur in der Mainmetropole in aller Munde. Im Hintergrund bahnt sich der nächste Megadeal an, der der Eintracht bald 80 Millionen Euro von Manchester City in die Kassen spülen soll. Der vor anderthalb Jahren ablösefrei vom VfL Wolfsburg gekommene Künstler steht vor einem Wechsel auf die Insel, um wie sein Vorbild und Landsmann Mo Salah in der weltweit beachteten Premiere League zu spielen.

Angeblich sollen die Vorstellungen der beiden Vereine nicht mehr weit auseinanderliegen. Daher könnte die Gala des Ägypters gegen Freiburg bereits seine Abschiedsvorstellung gewesen sein. Nur: Solange der Wechsel nicht vollzogen ist, wollen die Mitspieler seinen Mehrwert noch ein bisschen länger genießen. »Omar ist ein klasse Typ. Er hat uns wieder mega geholfen: Wir sind alle froh, ihn in der Mannschaft zu haben«, betonte Collins.

Trainer Dino Toppmöller schwärmte in ähnlichem Duktus, weil seine Nummer sieben die Winter-Spekulationen wie schon am Millerntor mit dem Siegtor gegen den FC St. Pauli erneut locker ausblendete. »Er ist ein Superjunge, der immer versucht, das Beste für das Team zu tun, sich selber gar nicht so wichtig nimmt«, betonte Toppmöller. 33 Punkte sind Bestwert für die SGE seit Einführung der Dreipunkteregel. Ohne die 15 Tore und zehn Vorlagen von Marmoush wäre die Eintracht niemals Tabellendritter. Den Wert des 25-Jährigen erkennt auch jeder Nicht-Fußballlehrer.

Der 44 Jahre alte Toppmöller stürmte noch zu grauen Zweitligazeiten für die Eintracht im alten Waldstadion. Nach der Pressekonferenz rutschte ihm in kleiner Runde der Gedanke raus, dass er den 2017 vom ägyptischen Erstligisten Wadi Degla nach Deutschland gekommenen Irrwisch »eigentlich wegschließen« müsste, damit dieser nicht wechselt. »Leider hat der Markus einen Schlüssel«, scherzte der Eintracht-Trainer und meinte damit Sportvorstand Krösche, der als knallharter Verhandler jeder Fußball-Romantik unverdächtig ist.

Sein Mantra im Fall Marmoush: »Es gibt Interesse eines Klubs, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Der auf dem globalen Transfermarkt bestens verdrahtete Strippenzieher gehört nicht zu den Personen, die einem Profi auch nur eine Träne nachweinen. Der 44-Jährige sagte im Herbst in einem Podcast, der Friedhof sei voll von sogenannten unersetzlichen Fußballern. Kommen und gehen – so ist das Geschäft. Es muss dabei vor allem eine ordentliche Summe hängen bleiben.

Das kann Nerven kosten und sich zwischenzeitlich auch auf die sportliche Perspektive auswirken. So zog sich das Geschacher um den bei Eintracht Frankfurt in nur einer Saison durch die Decke geschossenen und dann auf der Einkaufsliste von Paris St.-Germain gelandeten Torjäger Randal Kolo Muani im Sommer 2023 wie Kaugummi. Weil der Franzose seinen Paris-Transfer zwischenzeitlich mit einem Streik erzwingen wollte, erfolgte die Einigung am Deadline Day erst so spät, dass Frankfurt zwar 95 Millionen Euro, aber keinen Ersatz mehr bekam. Das hatte Toppmöller gemeint, als er mit Verweis auf Marmoush daran erinnerte, man habe es auch »schon anders kennengelernt, wie sich Spieler verhalten«.

Trotz aller Lobeshymnen auf den ägyptischen »Super-Teamplayer« ist nicht sicher, dass der Zauberfuß auch gegen Dortmund mit dem Adler auf der Brust aufläuft. Der Trainer hat sich daher den Pragmatismus seines Managers zu eigen gemacht. Auf die Frage nach einem Einsatz erklärte Toppmöller nüchtern: »Das werden wir sehen.« Ansonsten tröstete er sich damit, dass es in seinem Kader an entwicklungsfähigen Kräften – von Marmoush-Sturmpartner Hugo Ekitiké über Nathaniel Brown, Hugo Larsson, Oscar Højlund bis hin zu Can Uzun – nicht mangelt. Vielleicht hatte Nnamdi Collins auch deswegen so gut lachen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.