Für einen Durchbruch bei der Anhalter Bahn

Gemeinsame Erklärung zum viergleisigen Ausbau der Verbindung aus Brandenburg und Berlin

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf der Anhalter Bahn braucht es zusätzliche Schienen.
Auf der Anhalter Bahn braucht es zusätzliche Schienen.

Insgesamt zwölf Berliner Bezirke und brandenburgische Kommunen haben am Montag eine Erklärung zum Ausbau der Anhalter Bahn auf vier Gleise vorgestellt. Sie fordern eine Aufnahme dieses Projektes in den Bundesverkehrswegeplan und seine Einstufung als vordringlich.

»Wenn jetzt nicht gehandelt wird, stehen wir bald vor einem Verkehrskollaps«, argumentiert am Montag Ludwigsfeldes Bürgermeister Andreas Igel (SPD). Er ist gleichzeitig Vorsitzender des Kommunalen Nachbarschaftsforums Berlin-Brandenburg. Darin vereint sind neben Ludwigsfelde auch die Städte und Gemeinden Luckenwalde, Jüterbog, Trebbin, Zossen, Großbeeren, Niedergörsdorf und Nuthe-Urstromtal, der Landkreis Teltow-Fläming und die Berliner Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf. Alle haben sie die Erklärung unterschrieben, weil der Ausbau der Anhalter Bahn von Berlin-Südkreuz über Lichterfelde, Jüterbog und weiter nach Wittenberg und Halle aus ihrer Sicht »unverzichtbar für Pendler, Unternehmen, Reisende und Touristen ist«.

Die Bedeutung der Verbindung, die heute über lediglich zwei Gleise verfügt, reicht demnach »weit über die Grenzen Berlins hinaus«. Sie wird als »zentrales Element des europäischen Eisenbahnverkehrs« bezeichnet. Ihr gegenwärtiger Zustand wird als alarmierend beschrieben. »Schon heute sind die Kapazitäten der Anhalter Bahn nahezu erschöpft.« Ein wachsender Nah-, Fern- und Güterverkehr müsse sich die Gleise teilen, der Auslastungsgrad einiger Streckenabschnitte liege bereits bei über 100 Prozent. Rund die Hälfte des Personenverkehrs auf diesen Schienen sei inzwischen nicht mehr pünktlich.

Standortentwickler Torsten Wiemken meinte am Montag: »Es ist eigentlich schon zu spät.« In Kürze werde der Transportbedarf auf dieser Strecke die Möglichkeiten übersteigen. Das trete umso schneller ein, als zusätzliche Nachtzüge an Bedeutung gewinnen. Drei Viertel der Anrainer-Firmen haben den Ausbau als wichtig für die Entwicklung des Unternehmens bezeichnet. Mit den zwei vorhandenen Gleisen seien die Ansprüche des künftigen Verkehrs nicht mehr zu bewältigen. Der Bundesverkehrswegeplan indessen hat lediglich den Ausbau der Strecke Berlin-Südkreuz bis Ludwigsfelde als prioritär eingestuft. Dies aber reiche keinesfalls.

Der Steglitz-Zehlendorf Stadtentwicklungsstadtrat Patrick Steinhoff (CDU) befürwortet den Ausbau dringend, obwohl die Anhalter Bahn nur zwölf Kilometer auf Berliner Stadtgebiet verkehrt. Steinhoff erklärte: »Die Taktung stößt an ihre Grenzen.« Die zu erwartende Zunahme des Pendlerverkehrs könne vom bestehenden Angebot nicht aufgefangen werden. Die Alternative wäre mehr Autoverkehr, aber: »Wir können nicht mehr Autos aus dem Umland aufnehmen. Die Straßen Berlins sind jetzt schon voll.« Steinhoff erinnerte daran, dass schon vor 100 Jahren der »vierspurige« Ausbau der Anhalter Bahn erwogen wurde und sich deshalb die dafür notwendigen Flächen bis auf wenige Ausnahmen im Eigentum der Bahn befinden. Es handle sich zumeist um Kleingärten, die weichen müssten. Im Unterschied zu anderen Bahnstrecken Berlins gehe es im Süden »nicht durch enge Schluchten«.

Ludwigsfeldes Bürgermeister Igel ergänzte, zwar führe die Bahnstrecke durch mehrere Gemeinden, doch auch hier seien zwei weiteren Gleisen kaum Grenzen gesetzt. Er wolle sich keinen Illusionen hingeben – der Ausbau sei bestenfalls in den Jahren nach 2030 realisierbar. Doch sollte mit den vorbereitenden Planungen unverzüglich begonnen werden. 

Man könne sich der Unterstützung des neuen brandenburgischen Verkehrsministers Detlef Tabbert (BSW) sicher sein, hieß es. »Jede Minute zählt.« Auf dem Spiel stehe die wirtschaftliche Entwicklung der südwestlichen Hauptstadtregion mit bedeutendem Industriepotenzial, »allen voran das bundesweit bedeutsame Güterverkehrszentrum Berlin-Süd-Großbeeren«.

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