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DFL und Fernsehgeld: Die Bundesliga als vergifteter Wettbewerb

Die Deutsche Fußball-Liga zementiert mit der Verteilung der TV-Erlöse die sportlichen Verhältnisse

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Die konzernfinanzierten Fußballer aus Leverkusen (l.) und Leipzig profitieren auch stark bei der Verteilung der DFL-Einnahmen.
Die konzernfinanzierten Fußballer aus Leverkusen (l.) und Leipzig profitieren auch stark bei der Verteilung der DFL-Einnahmen.

Wer sich ein bisschen genauer anschaut, wie auch künftig die Medienerlöse im deutschen Profifußball verteilt werden, der kann folgenden Eindruck bekommen: Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verhält es sich in etwa so wie in der deutschen Politik mit ihren vielen Problemfeldern. Man hört sich zwar durchaus die Sorgen und Nöte der Menschen an, erteilt auch öffentlich Zustimmung, doch wenn dann hinter verschlossenen Türen Entscheidungen getroffen werden, kommen bloß kosmetische Korrekturen raus, die nur den Eindruck von Handlungsfähigkeit erwecken.

So bleibt auch beim neuen Verteilungsschlüssel des Fernsehgeldes im Grunde alles beim Alten. Bei der Auskehrung der TV-Erlöse – so nennt die DFL selbst das Prozedere – war wieder mal kein Reformwille erkennbar. Die rund 1,3 Milliarden Euro pro Saison sind für die meisten der 36 Lizenzvereine die wichtigste Einnahmesäule.

Beim Neujahrsempfang der DFL hatten viele Klubvertreter kaum Illusionen, dass es echte Veränderungen geben könnte. Eine Erhöhung des Anteils der 2. Bundesliga von bislang 20 Prozent war nie realistisch, weil für deren Rechte nicht genug gezahlt wird. Aber dass die vier Säulen für die Ausschüttung der nationalen Erlöse (Gleichverteilung, Leistung, Interesse, Nachwuchs) auch in ihrem prozentualen Anteil unverändert bleiben und die internationalen Einnahmen weiterhin zum überwiegenden Teil an die Vereine gehen, die ohnehin von dem über die Uefa verteilten Geld für Europapokalteilnahmen profitieren, macht jegliche Debatten im Vorlauf überflüssig.

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Im entscheidenden Moment stoßen die Forderungen auf taube Ohren. Im Grunde hat Ligachef Hans-Joachim Watzke (Dortmund) mit den tonangebenden Präsidiumsmitgliedern wie Michael Diederich (München), Axel Hellmann (Frankfurt) und Oliver Leki (Freiburg) den Status quo wahren wollen. Ein Hohn, künftig fünf Millionen Euro von den Auslandserlösen der DFL für die nicht im Europapokal spielenden Klubs abzuzweigen. Das sind rund 500 000 Euro für diese Bundesligisten – nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und es bringt wenig, künftig auch Mitgliederzahlen und Einschaltquote bei der Ausschüttung zu berücksichtigen, wenn die Säule »Interesse« bei lächerlichen drei Prozent der Verteilung verharrt.

Die Folge all dessen: Die Ungleichgewichte innerhalb der Bundesliga werden sich weiter verstärken, weil immer dieselben Klubs europäisch spielen – und nur fünf, sechs Anwärter für die Startplätze in der Champions League infrage kommen. Darunter werden neben dem FC Bayern auch stets Leverkusen und Leipzig bleiben, sofern das Werk Bayer und der Konzern Red Bull nicht in Konkurs gehen.

Umso erstaunlicher ist, wie Dortmund es gerade schafft, seinen wirtschaftlichen Vorsprung zu verspielen: Durch die Königsklasse hat der Finalist BVB genau wie Halbfinalist FCB vergangene Saison rund 100 Millionen Euro eingenommen. Die Teilnahme an der umstrittenen Klub-WM bringt beiden weitere 30, 40, vielleicht 50 Millionen Euro ein. Genau, weiß man das noch nicht. Irgendwo wird Fifa-Präsident Gianni Infantino das Geld für sein Prestigeprojekt auftreiben, weil er ja gerade die europäischen Großklubs umgarnt.

Für die Ausgeglichenheit der nationalen Ligen ist solches Geld Gift. Das wissen die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz eigentlich am besten, bringen aber weder Kraft noch Mut und womöglich auch nicht die Überzeugung auf, dass genau an diesem Punkt Veränderungen anzusetzen sind. Die beiden jungen Bosse haben je eine Stimme in dem neunköpfigen Gremium, das die Verteilung des Fernsehgeldes für die nächsten vier Jahre beschlossen – und damit erneut eine Chance vertan hat.

Es gehört viel Fantasie dazu, dass demnächst auch mal wieder Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen einen Europapokalabend erleben. Ungeachtet aller eigenen Versäumnisse wird der Weg zurück auf diese Bühne auch für den Hamburger SV oder Schalke 04 immer schwieriger – sollten sie irgendwann mal wieder der Bundesliga angehören. Schade.

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