Der Mann mit den Koffern

Fremdes Eigentum ist vor dem portugiesischen Abgeordneten Miguel Arruda nicht sicher

Die rechtsextreme Partei Chega schürt mit dem Bild des kriminellen Einwanderers Ängste.
Die rechtsextreme Partei Chega schürt mit dem Bild des kriminellen Einwanderers Ängste.

Miguel Arruda hält in den sozialen Netzwerken mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: In Mário Machado, dem Begründer der Nazigang Hammerskins Portugal mit einer langen kriminellen Karriere und derzeit wegen Aufstachelung zum Hass mal wieder einsitzend, sieht der Abgeordnete des Parlaments »ganz klar einen politischen Gefangenen«. Den Muslimen im Land wirft Arruda vor, Polizisten ermorden zu wollen – und nur seine Partei Chega stehe dieser in ihrem Kampf zur Seite. Auf der Plattform X schrieb er auch: »Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Einwanderung und Kriminalität. Man muss nur ein portugiesisches Gefängnis besuchen, um das zu sehen.« Chega-Führer André Ventura spricht jetzt davon, dass Arruda mutmaßlich psychisch gestört sei, und forderte ihn auf, Portugal zuliebe sein Mandat niederzulegen.

Grund sind nicht die rassistischen Ausfälle – die jucken Ventura nicht. Doch am vergangenen Montag hatten Beamte das Abgeordnetenbüro von Arruba durchsucht. Es folgten Polizeiaktionen in dessen Wohnungen in Lissabon und auf der Azoreninsel São Miguel. Bei der Parlamentswahl im März 2024 hatte der Umwelttechniker, früher mal Sozialist, für Chega einen der fünf Sitze der autonomen Region erobert. Vor wenigen Tagen machte sich der 40-Jährige von der drittstärksten Fraktion in der Assembleia da República unabhängig.

Und jetzt kommt’s: Der Abgeordnete steht aufgrund von Videobeweisen im Verdacht, bei seinen Flügen zwischen Lissabon und Ponta Delgada an beiden Flughäfen nach Ankunft fremde Koffer von den Gepäckbändern gestohlen zu haben. Artikel daraus soll der kriminelle Inländer auf der Online-Plattform Vinted verkloppt haben. Über einen Rücktritt vom Mandat will Arruda jetzt ganz in Ruhe nachdenken.

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