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DHL in Berlin: Postökologisches Bauen
In Marienfelde öffnet ein neues DHL-Logistikterminal
In der Buckower Chaussee in Tempelhof-Schöneberg auf dem Grundstück einer ehemaligen Spirituosenfabrik eröffnet am Donnerstag feierlich ein neues DHL-Logistikterminal, das die Servicequalität auf das nächste Level heben soll. Das bedeutet leider nicht, dass Briefe und Pakete zügiger zugestellt werden – als Speditionsarm der großen DHL Group beliefert die DHL Freight keine Privatkunden, sondern mittelständische Unternehmen aus Industrie und Einzelhandel. Trotzdem ein Projekt, das laut Bezirksverwaltung für das wirtschaftliche Vertrauen der Region spricht und zukunftsweisend ist. Denn neben den rund 700 Fahrten, die neuerdings täglich von Marienfelde ausgehen, repräsentiert der Neubau eine Firmenpolitik, die zwei widersprüchliche Zielsetzungen einen will: Wachstum und Nachhaltigkeit.
»Hier in Berlin sind wir in einem der größten Ballungszentren Deutschlands«, sagt Götz Hanningsmann von DHL Freight Nord. Um hier auf der letzten und ersten Meile effizient arbeiten zu können, bietet das neue Terminal auf 5200 Quadratmetern moderne Infrastruktur. Spatenstich war im November 2023, der Betrieb läuft seit vergangenem Dezember. Neben dem Standort in Wustermark ist es der einzige des Logistikunternehmens in der Hauptstadtregion und ersetzt eine zu klein gewordene Anlage in der Naumburger Straße.
»Weil wir selber wachsen wollen und mit unseren Kunden wachsen wollen«, erklärt Thomas Vogel, Ko-Geschäftsführer der DHL Freight, die erweiterten Kapazitäten. Die Voraussetzungen dieses Wachstums zählt er auf: Team, Netzwerk, IT und Nachhaltigkeit. Letztere sei integraler Punkt der Unternehmensstrategie. »Unseren Kunden bieten wir das als GoGreenPlus-Service an.«
Auch Ann-Kathrin Biewener von der Wirtschaftsförderung Tempelhof-Schöneberg zeigt sich »geflasht« von der Nachhaltigkeit bei diesem Neubau, der zudem für »unsere Region eine große Bedeutung« habe, wie sie sagt. Entsprechend fair sei man von der Verwaltung behandelt worden, bedankt sich Marc Urbatsch, Grundstückseigner und Bauherr.
»Der Standort ist jetzt grüner, als er vorher war«, sagt sein Kollege Thoralf Dahn. Es sind zwar mehr Flächen versiegelt, als bei einem Neubau in Berlin vorgesehen. Mit einer vertikalen Begrünung an Zäunen und Fassade sei allerdings ein Kompromiss mit der Verwaltung gefunden worden, erklärt Andreas Ammon, einer der Architekten. Vom alten Gebäude übernommen hat man nur den Keller, wo sich jetzt eine 1500 Kubikmeter große Regenwasserzisterne befindet, dafür aber mit zwei Nisthotels den Abriss des ehemaligen »Vogelparadieses« kompensiert.
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Noch stehen erst zwei der 17 geplanten Windräder, auch die Photovoltaikanlage kommt noch. Zudem reichen die insgesamt 850 000 Kilowattstunden im Jahr nicht, um die Energieversorgung der drei Mieter, neben DHL auch Metro und eine Tankstelle, zu decken. Dafür gibt es aber schon zwei Elektro-Lkw am neuen Standort.
Trotz prosperierenden Betriebs und Fassadenbegrünung wächst bei der DHL eines nicht: die Löhne. Die derzeitigen Tarifverhandlungen werden den Standort in Marienfelde allerdings nur begrenzt tangieren. Mit Ausnahme der Lkw-Fahrer sind hier nur 25 Mitarbeiter beschäftigt.
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