Erst Katar, jetzt Ruanda: Blutgeld beim FC Bayern München

Nach erneuter Kritik wollen die Münchner ihre gut bezahlte Partnerschaft mit Ruanda überdenken

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Umstrittener Partner: Ruanda wirbt immer im Münchner Stadion, wenn der FC Bayern spielt.
Umstrittener Partner: Ruanda wirbt immer im Münchner Stadion, wenn der FC Bayern spielt.

Sportlich haben sie sich beim FC Bayern längst den Playoff-Spielen in der Champions League gegen Celtic Glasgow am Mittwoch dieser und am Dienstag kommender Woche zugewendet. Dazwischen könnten sie mit einem Sieg am Sonnabend bei Titelverteidiger Leverkusen schon für die Vorentscheidung in der Meisterschaft sorgen. Trainer Vincent Kompany und seiner Mannschaft stehen also die bisher wichtigsten Tage der Saison bevor. Auch deshalb ist das 3:0 gegen Bremen vom Freitagabend bereits weitgehend vergessen, vielleicht abgesehen von Harry Kanes fast schon unheimlicher Elfmeterserie: Zum 28. und 29. Mal hintereinander hatte der vom Punkt scheinbar unfehlbare Stürmer verwandelt.

Blutbefleckte Sponsoringverträge

Die Münchner beschäftigt dieser Tage aber auch jenes umstrittene Sponsoring durch Ruanda, das gegen Bremen wie bei jedem Bundesliga-Heimspiel durch den Slogan »Visit Rwanda« auf den LED-Werbebanden sichtbar war. Thérèse Kayikwamba Wagner, Außenministerin der Demokratischen Republik Kongo, hatte kürzlich an den FC Bayern, Arsenal London und Paris Saint-Germain eindringlich appelliert, wegen des Konflikts im Osten des Landes mit Tausenden Toten und Hunderttausenden Flüchtlingen ihre »blutbefleckten« Sponsoringverträge mit Ruanda zu beenden.

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»Unzählige Menschenleben sind verloren gegangen; Vergewaltigungen, Morde und Raubüberfälle herrschen vor. Für diese Misere ist Ihr Sponsor direkt verantwortlich«, schrieb Thérèse Kayikwamba Wagner laut der französischen Sport-Tageszeitung »L’Équipe« an die Vereine. Ruandas Armee soll die Rebellenmiliz M23 unterstützen, die gegen Kongos Regierungstruppen und deren Verbündete in einer rohstoffreichen Region kämpft. Die G7 riefen jüngst zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Beendigung der Kämpfe auf. Laut Vereinten Nationen befinden sich 4000 bis 7000 ruandische Soldaten im Ostkongo.

Gespräch mit Vetragspartner

Jan-Christian Dreesen kündigte nach dem Spiel gegen Bremen an, das heikle Thema in Kürze abräumen zu wollen. »Wir werden in der kommenden Woche darüber sprechen, und dann die Situation entsprechend bewerten«, ließ der Vorstandschef des FC Bayern wissen. Tags zuvor waren zwei Mitarbeiter des Vereins aus Ruanda zurückgekehrt, nachdem sie vor Ort Gespräche geführt hatten und sich ein Bild machen wollten. Sie sollen nun berichten, wie erhellend die Kontakte waren, unter anderem mit dem Vertragspartner Rwanda Development Board. Zuvor hatte Dreesen auf der Sportbusinesskongress in Hamburg gesagt: »Wir sind zudem im Austausch mit dem Auswärtigen Amt und werden uns dann abschließend mit der Sache befassen und die weiteren Schritte besprechen.«

Spannend war an dieser Äußerung vor allem das Wort »abschließend«. Und die Ankündigung, danach die »weiteren Schritte besprechen« zu wollen. Das klang beinahe, als zöge Dreesen womöglich sogar ein Ende der Zusammenarbeit in Erwägung. Rot gegen Ruanda also? Das wäre nach den Erfahrungen mit dem früheren Sponsoring aus Katar allerdings eine Überraschung. Fünf Jahre lang hatte diese Partnerschaft bestanden, die Münchner warben auf dem Trikotärmel für die staatliche Fluglinie Qatar Airways und sollen dafür 25 Millionen Euro pro Saison erhalten haben.

Mehr Kritik für Katar

Diese einst noch viel mehr in der Kritik stehende Partnerschaft war im Juni 2023 beendet worden. Laut »Süddeutscher Zeitung« soll damals allerdings Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani für das Ende der Zusammenarbeit gesorgt haben und eben nicht der FC Bayern. Demnach hätten die Verträge für eine Verlängerung unterschriftsreif vorgelegen, seien aber von Katar zurückgezogen worden. Die Münchner bestritten diese Darstellung seinerzeit.

Im August 2023 hatte der FC Bayern dann mit Ruandas Sportministerium und dem Rwanda Development Board einen Fünfjahresvertrag unterzeichnet, der neben Entwicklungshilfe für Ruandas Jugendfußball vor allem Werbung für den Tourismus des afrikanischen Landes vorsieht. Wie viel Geld die Münchner dafür beziehen, ist nicht bekannt. Bei Arsenal und Paris, die ähnliche Verträge haben, sollen es zwischen 12 und 15 Millionen Euro jährlich sein.

Die sogenannte Platin-Partnerschaft des FC Bayern mit Ruanda steht in der Hierarchie der Sponsoren direkt hinter dem Haupt- und Trikotsponsor Telekom sowie den Anteilseignern Adidas, Allianz und Audi. Umstritten war das Sponsoring von Anfang an. Unter anderem hatte Human Rights Watch nach der Verkündung scharfe Kritik geübt und darauf verwiesen, dass in Ruanda grundlegende Menschenrechte »mit Füßen getreten werden«. Dreesen hatte damals gesagt: »Wir haben die Kritik vernommen.« Nun ist diese noch lauter geworden.

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