Champions League: Das Gespenst des Scheiterns

In den Playoffs der Königsklasse muss der FC Bayern München mal wieder im Celtic Park bestehen

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Im November 2003 mussten Roque Santa Cruz (r.) und die Bayern schon einmal im Celtic Park zittern.
Im November 2003 mussten Roque Santa Cruz (r.) und die Bayern schon einmal im Celtic Park zittern.

Ein Gespenst geht um in Europa. Nein, nicht das des Kommunismus, das flattert in diesen Zeiten bekanntlich gegen einen immer heftiger blasenden Wind an. Den Kämpfern für eine gerechtere Welt mag es tröstlich erscheinen, dass immerhin das Ancien Régime des Fußballkapitalismus kriselt. Manchester City und Paris Saint-Germain, zwei mit arabischen Öl-Milliarden alimentierte Unternehmungen, hätten um ein Haar die Playoffs der Champions League verpasst.

Das ist gar nicht so einfach, weil die veranstaltende Uefa seit dieser Saison gleich 24 Mannschaften Zugang zur nächsten Runde gewährt – auf dass ja keines ihrer attraktiven Zirkuspferdchen die Hürde der Qualifikation reißt. Und doch mussten City und PSG bis zum letzten Vorrundenspieltag zittern. Die Sportsfreunde aus Manchester vertrieben das Gespenst des Scheiterns erst in der zweiten Halbzeit des finalen Spiels gegen die finanziell kaum satisfaktionsfähige Konkurrenz des FC Brügge.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Diese schlechte Performance hätte Citys katalanischen Maestro Pep Guardiola in der nun anstehenden Playoff-Runde beinahe mit seinem früheren Arbeitgeber Bayern München zusammengeführt. Es wurde dann Real Madrid, was Guardiola auch nicht gerade in Entzücken versetzte, aber für lautes Aufatmen in München sorgte. Ein Duell mit City wäre sportlich attraktiv gewesen, hätte aber das Gespenst des Scheiterns auch nach Bayern geweht. Stattdessen geht es am Mittwoch nach Glasgow in den Celtic Park. Dort herrscht zwar eine großartige Atmosphäre, aber Celtic Glasgow löst bei aller Wertschätzung keine Angst in München aus. Das war schon mal anders. Damals, im November 2003, als Europas Großmächte schwer kriselten.

Als die Bayern vor gut 21 Jahren im Celtic Park vorstellig wurden, ging es für sie um alles. Eine Niederlage im vorletzten Vorrundenspiel hätte schon das Aus bedeutet. Celtics Mannschaft war mit überschaubarer Qualität, aber sehr viel Leidenschaft gesegnet. Der Schwede Henrik Larsson wirbelte die Bayern mit großem Spaß durcheinander, und nur mit ein bisschen Glück und Oliver Kahn reichte es zu einem 0:0. Bayerns Manager Uli Hoeneß sprach: »Jetzt müssen sich die anderen wieder warm anziehen und Angst vor uns haben. Wer in diesem Stadion, in dieser Atmosphäre überlebt, der ist für viele Überraschungen gut.« Weil das letzte Gruppenspiel gegen Anderlecht gewonnen wurde und Celtic in Lyon verlor, waren die Schotten raus und die Bayern weiter.

Es folgten noch einige Überraschungen, aber sie fielen nicht so aus, wie Hoeneß sich das in Glasgow ausgemalt hatte. In der Champions League scheiterte der FC Bayern schon im Achtelfinale am alten Lieblingsfeind Real Madrid. Real wiederum flog im Viertelfinale gegen die AS Monaco raus. Weil sich auch die Vorjahresfinalisten Juventus Turin und AC Mailand vorzeitig verabschiedeten, kam es in der Arena auf Schalke zum Endspiel der Außenseiter, das der FC Porto 3:0 gegen Monaco gewann. So überraschend hat der europäische Fußballzirkus sein Programm seitdem nie wieder gestaltet.

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