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EVG: Mehr Geld für Beschäftigte
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft erzielt Tarifabschluss mit der Deutschen Bahn
Berlin. Rund 192 000 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn können sich demnächst über mehr Geld freuen. Nur drei Wochen nach Beginn der Tarifrunde mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich beide Seiten auf eine Erhöhung der Gehälter in drei Stufen bis Ende 2027 um gut 6,5 Prozent geeinigt. »Damit sind wir ganz nah an unseren Forderungen«, teilte Cosima Ingenschay, stellvertretende Vorsitzende der EVG, in einer Aussendung am Sonntag mit.
Die erste Erhöhung von zwei Prozent erfolgt demnach zum Juli dieses Jahres. Weitere 2,5 Prozent gibt es ein Jahr später. Zudem vereinbarten beide Seiten zwei Prozent Plus ab Dezember 2027. Die EVG hatte ursprünglich unter anderem 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter gefordert. Neben Einmalzahlungen und speziellen Leistungen für Schichtarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder hat die EVG außerdem eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027 sowie strukturelle Tarifanpassungen zwischen einzelnen Berufsgruppen erreicht. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 33 Monate, von April 2025 bis Ende 2027.
Die Einigung kam in der dritten Verhandlungsrunde in der Nacht zum Sonntag zustande – ganz ohne Warnstreiks. Es ist nach Gewerkschaftsangaben das erste Mal seit 2016, dass die EVG ohne Arbeitskämpfe zu einem Abschluss bei der Bahn gelangt ist. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtete unter einer unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern.
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Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hatte zuletzt noch einmal betont, Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn voneinander trennen zu wollen. Die EVG lehnt das strikt ab und spricht von einem »fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze«. Die Bahn wiederum hat mit sich selbst genug zu tun und wollte deshalb ebenfalls möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen.
Mit dem Programm »S3« will die Bahn, die sowohl wirtschaftlich als auch betrieblich in der Krise steckt, bis 2027 die Trendwende schaffen. So sollen bis 2027 wieder 75 bis 80 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich fahren. Im vergangenen Jahr fuhr die Bahn einem historischen Tiefstwert von 62,5 Prozent ein. Allerdings hatte sie sich zuletzt häufig neue Pünktlichkeitsziele gesteckt – und sie regelmäßig verfehlt.
Nun soll aber zugleich das marode Schienennetz in Deutschland wieder auf Vordermann gebracht werden. Bis 2030 sollen dazu 41 vielbefahrene Korridore grundlegend saniert werden. Allerdings ist unklar, ob eine unionsgeführte Bundesregierung den Plan in dieser Form weiterverfolgen wird. Auch sollen die Bahn-Töchter DB Cargo und Fernverkehr in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Umgang mit der angeschlagenen Güterverkehrstochter Cargo, bei der bis 2029 rund 5000 Stellen wegfallen sollten, war einer der Knackpunkte in den Verhandlungen. dpa/nd
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