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Anschlag von Hanau: Wiederholungsgefahr
Jana Frielinghaus über den Generalverdacht gegen Menschen mit Einwanderungsgeschichte
An diesem Mittwoch wird wie an den Jahrestagen zuvor der Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau 2020 gedacht; hochrangige Politiker werden salbungsvolle Worte der Betroffenheit und des Mitgefühls sprechen. Sie versuchen damit auch vergessen zu machen, welche Gefahren die aktuelle gesellschaftliche Debatte über Konsequenzen aus Gewalttaten »aus dem Milieu der Asylbewerber« (Friedrich Merz) für vermeintlich aus »fremden Kulturen« stammende Menschen hat. All das erhöht nämlich konkret das Risiko für große Gruppen in unserer Gesellschaft, Ziel rassistischer Angriffe zu werden.
Wenn Vertreter der Bundesregierung wie Volker Wissing zum Jahrestag einzelne Rassisten wie den Täter von Hanau zu Feinden der »offenen und vielfältigen Gesellschaft« erklären und mahnen, sich »auch in Zeiten intensiver Debatten nicht spalten zu lassen«, dann betreiben sie Schönfärberei und lenken von ihrer Mitverantwortung für zunehmenden Hass gegen Menschen mit Einwanderungsgeschichte ab. Denn diese Verantwortung tragen alle, die angesichts von unterschiedlichen Mordtaten einzelner Migranten in den letzten Monaten nach Abschottung und »Abschiebeoffensiven« auch nach Afghanistan und Syrien rufen.
Hetze gegen bestimmte Migrantengruppen hatte ziemlich sicher auch Einfluss auf die Tatortwahl des Mörders von Hanau. Schließlich sprachen Politiker schon damals ständig über Shisha-Bars als vermeintliche Hotspots von »Clankriminalität«. Derweil radikalisieren sich Deutsche und glauben, sie wären Vollstrecker des Willens der Mehrheit, wenn sie gegen »Fremde« aktiv werden. Das zeigt auch der neue Rekord bei rechtsextremen Straftaten 2024.
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