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Champions League und Bundestagswahl: Botschaften vom FC Bayern
Sorgen in München: Sportlich läuft es nicht rund, politisch macht der Präsident gegen die AfD mobil
Manchmal genügt ein Satz, um die Gesamtsituation zu beschreiben. Thomas Müller hat ja bekanntlich oft etwas zu sagen, aber das Urgestein des FC Bayern weiß auch, wann es besser ist, sich zurückzuhalten. Am Dienstagabend war er gegen Celtic Glasgow erst in der letzten Minute der Nachspielzeit eingewechselt worden. In so einem Fall überlässt er anderen auch anschließend an den Mikrofonen den Vortritt. Aber so ganz leise ist Müller dieses Mal dann doch nicht in die Münchner Nacht entschwunden. Souverän sei es nicht gewesen, sagte er im Vorbeigehen, »aber wir sind weitergekommen«.
Verlust der Dominanz
Treffender hätte man den Auftritt des FC Bayern in der Champions League, dieses 1:1 im Rückspiel der Playoffs für das Achtelfinale nicht zusammenfassen können. Der Satz ließe sich auch so interpretieren, dass der Dominanz-Verlust gegen die Schotten, das Zittern bis in die Nachspielzeit, ehe der erlösende Ausgleich gelang, die Ausnahme gewesen sei – und am Sonntag Frankfurt in der Bundesliga wie selbstverständlich an die Wand gespielt werde. Ebenso fünf Tage später Stuttgart und dann auch noch Leverkusen oder Athletico Madrid im Achtelfinale der Königsklasse, das am Freitag ausgelost wird. Aber so war es natürlich nicht gemeint von Müller.
Nach so einem Abend, bei dem kurz das Gelingen der gesamten Saison auf dem Spiel gestanden hatte, waren die Münchner bemüht, das Erreichen des Achtelfinales in den Mittelpunkt zu rücken. »Wir sind durch, das ist erst einmal das Wichtigste«, sagte Sportvorstand Max Eberl.
Die Stimme erheben
Sport ist in diesen Tagen aber nicht alles. Gesellschaftlich sieht der Präsident des FC Bayern, Herbert Hainer, den Klub kurz vor der Bundestagswahl angesichts des Erstarkens der AfD gefordert. »Es gibt gewisse Punkte in einer Gesellschaft, da sollten ein Verein und seine Persönlichkeiten aufstehen und ihre Stimme erheben«, sagt er am Mittwoch. Der FC Bayern sei sich »seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, und die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der Bundesrepublik Deutschland ist ein einzigartiges Gut«. Hainer appellierte, »sich aktiv für unsere Demokratie einzusetzen«.
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Am Dienstagabend fokussierten sich die Münchner auf ihr Kerngeschäft. »Fußballerisch«, gibt Eberl zu, sei es »nicht die Offenbarung« gewesen. Weder gegen Celtic noch ein paar Tage zuvor im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen. »Wir haben zweimal nicht unseren besten Fußball gezeigt«, weiß Eberl. Genau genommen wurde der auch in den Spielen davor nur phasenweise geboten. Es ist ein Trend erkennbar, kein guter, vor allem in einem Jahr, in dem das Champions-League-Finale im eigenen Stadion fest verankert ist in den Köpfen der Bayern. Und nun droht auch noch Harry Kane auszufallen. Der Stürmer musste am Dienstag wegen eines lädierten Knöchels in der Halbzeit passen.
Fitness und Fehlerketten
Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die Bayern mit ein paar Ausnahmen in der Hinrunde oft überzeugt hatten, ist dahin. Es mag eine Rolle spielen, dass am Dienstag auch noch die Frische, die körperliche und geistige, nach drei Spielen in sechs Tagen fehlte. »Es ist nicht so einfach, durch das Programm zu kommen und zu sagen, wir gehen voll rein«, meinte Trainer Vincent Kompany.
Dennoch passieren in der Abwehr zu viele Missgeschicke und in der Offensive zu wenig überraschende Aktionen. Celtics Führung durch den ehemaligen Bayern-Spieler Nicolas Kühn sei eine »Verkettung von Fehlern« gewesen, gibt Joshua Kimmich zu, der Ausgleich in der Nachspielzeit durch den gerade von einer Verletzung zurückgekehrten Alphonso Davies ist für Eberl allerdings auch ein Beweis für eine intakte Mentalität. Man müsse sich »ein besseres Game-Management« zulegen, findet Kimmich, »damit es dann nicht so sehr nach Kampf und Krampf aussieht«.
Was die Münchner besser machen als in der vergangenen Saison, ist der Umgang mit Rückschlägen. Nach dem 0:1 »haben wir nicht ganz den Kopf verloren«, befand Mittelfeldchef Kimmich. Bayern behielt die Kontrolle. Allerdings war Celtic Glasgow, das zum letzten Mal vor zwölf Jahren eine Champions-League-Vorrunde überstanden hatte, kein richtiger Gradmesser. Der kommt jetzt, im Achtelfinale.
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