Nordische Ski-WM: Deutscher Skiverband geht in »volle Attacke«

Bei der Nordischen Ski-WM ruhen die deutschen Hoffnungen auf den Frauen

  • Lars Becker
  • Lesedauer: 3 Min.
Sollen das gesamte DSV-Team anschieben: Katharina Schmid (r.) und Selina Freitag
Sollen das gesamte DSV-Team anschieben: Katharina Schmid (r.) und Selina Freitag

Vor zwei Jahren reiste das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) von den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Planica nach 24 Entscheidungen mit der bisherigen Rekordbilanz von zwölf Medaillen nach Hause, darunter jeweils drei goldene und bronzene sowie sechs silberne. Bei den kommenden Titelkämpfen in Trondheim vom 27. Februar bis 9. März befinden sich 27 Wettbewerbe auf dem Plan. Nicht nur deshalb stehen die Chancen auf eine neue deutsche Bestmarke nicht schlecht.

Bei der WM 2023 war Skispringerin Katharina Althaus mit drei Titeln die überragende deutsche Athletin – mit dem Nachnamen Schmid gilt sie nach ihrer Hochzeit auch in Trondheim als große Medaillenhoffnung des DSV. Allerdings ist die zuletzt schwächelnde WM-Königin von Planica nicht der größte deutsche Trumpf: Selina Freitag sprang im Weltcup zuletzt fünfmal in Folge auf das Podest, Agnes Reisch könnte für eine Überraschung sorgen. Große Favoritin ist nach sechs Siegen in Serie jedoch die Slowenin Nika Prevc.

Die Skispringer um Olympiasieger Andreas Wellinger lieferten hingegen zuletzt historisch schwache Ergebnisse ab. Ein Podestplatz für die deutschen Männer wäre bei dieser WM im Schatten der großen Favoriten aus Österreich um Gesamtweltcup-Spitzenreiter Daniel Tschofenig, von Norwegens Topflieger Daniel Forfang oder dem wiedererstarkten Japaner Ryoyu Kobayashi eine echte Überraschung.

In der Nordischen Kombination gehen sowohl die Männer als auch die Frauen des DSV mit großen Ambitionen an den Start. Die norwegische Dominanz mit den Ausnahme-Athleten Jarl Magnus Riiber und Ida Marie Hagen ist in diesem Winter beendet worden. Und das hat vor allem mit der Stärke der deutschen Winterzweikämpfer Vinzenz Geiger und Nathalie Armbruster zu tun. Olympiasieger Geiger hat sich im Springen enorm verbessert, feierte in den vergangenen Wochen sieben Weltcupsiege und kämpft mit Riiber um die Krone im Gesamtweltcup.

Die erst 19 Jahre alte Abiturientin Armbruster liegt nach den ersten drei Weltcupsiegen ihrer Karriere im Kampf um die große Kristallkugel sogar vorn. »Wir haben keine Heim-WM und wollen die Party-Crasher für die Norweger sein. Die Devise heißt volle Attacke«, gibt Frauen-Chefcoach Florian Aichinger die Marschroute vor. Ziel ist auch, bei der WM eine perfekte Show zu liefern: Schließlich kämpft die Traditions-Sportart um ihre olympische Zukunft. Noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen, ob die Frauen bei den Winterspielen 2030 erstmals bei Olympia starten – oder die Sportart ganz aus dem Programm fliegt.

Im Skilanglauf geben wieder die Frauen im deutschen Team den Ton an, spätestens seit dem sensationellen Olympiasieg im Teamsprint von Victoria Carl und Katharina Hennig in Peking. Beiden fehlt aber noch eine Einzelmedaille bei einem Großereignis. Das wollen sie in Trondheim nun ändern. Carl liegt im Gesamtweltcup auf Platz zwei, Hennig zeigte nach gesundheitlichen Problemen zuletzt eine deutliche Aufwärtstendenz. Favoriten sind mit der aus der Babypause zurückgekehrten Norwegerin Teresa Johaug, Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Jessie Diggins aus den USA und der Schwedin Frida Karlsson dennoch andere. In der Staffel gilt eine Medaille jedoch als Pflicht. Bei den Männern dreht sich fast alles um Norwegens Ausnahmeläufer Johannes Kläbo. Interessant wird sein, ob sich der Weg von Friedrich Moch bezahlt macht: Deutschlands Bester hat sich mit vier Wochen Training ohne Wettkampf gezielt auf die WM vorbereitet.

Der inklusive Gedanke dieser Weltemisterschaften lässt Deutschland auf weitere Medailen hoffen. Im Para-Skilanglauf geht es im Sprint der Männer und Frauen in jeweils drei verschiedenen Behinderungs-Klassen um Edelmetall. Die Weltmeisterinnen Leonie Walter und Anja Wicker sowie Sebastian Marburger gehören in ihren Startklassen zum Favoritenkreis.

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