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Herzlicher hassen: Trump macht den Männergruß

Die gnadenlose Männerfreundschaft kehrt in die Politik zurück

Das dauert: Trump (r.) und Macron beim Männergruß
Das dauert: Trump (r.) und Macron beim Männergruß

In der politischen Symbolik geht es immer noch banaler: Als Emmanuel Macron bei Donald Trump im Weißen Haus war, begrüßten sie sich wie pubertierende männliche Jugendliche auf dem Schulhof – mit dem sogenannten Männergruß, einer Andeutung von Armdrücken für gernegroße Jungs zwischen 12 und 17. Zwischen den beiden Präsidenten kam es zu »Händeschütteln, Tätscheln, Abklopfen« (»Spiegel«). Eine Betonung der körperlichen Erfahrung gegen das Abstrakte und Komplexe, das einen fertigmacht, weil man es nicht verstehen kann oder will. Sei es die Weltwirtschaft (bei den Politikern) oder die Erwachsenenwelt (auf dem Schulhof). Deshalb auch der rechte Hass auf das angeblich Woke: Das ist ihnen zu weich, zu blöd und zu bedrohlich. Männer müssen ihre Gefühle aushalten. Zu dem Thema hat Herbert Grönemeyer schon 1984 alles gesagt: »Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht / außen hart und innen ganz weich«.

Der Männergruß soll suggerieren, dass alles lösbar sei im Gespräch unter Männern. Damit kehrt die »Männerfreundschaft« in die Politik zurück. Die Vorstellung, dass Männlichkeit mehr sei als Bier trinken, Fleisch grillen und rumschreien. Sie können sich auch kümmern und sorgen – um sich selbst. Diese Inszenierung hat hierzulande Helmut Kohl in der Politik durchgesetzt. Erst nannte er sein extrem schwieriges Verhältnis zu seinem Hauptfeind Franz Josef Strauss eine »Männerfreundschaft« und dann wurde er Kanzler und nicht der CSU-Chef.

Später ging Kohl mit den Politikern aus dem ausgeknockten Osten, erst mit Michail Gorbatschow und dann mit Boris Jelzin, in schein-privater Stimmung wandern, essen und in die Sauna. Unter Männerfreunden geht es stets darum zu zeigen, wer stärker ist. Als Macron aus dem Auto stieg, wollte Trump seine Hand gar nicht mehr loslassen. »Und er kommt dir entgegen, / haut dir mit vergnügtem Sinn / in die Schnauze rin«, sangen Interzone. Das war 1981, vor Grönemeyer und Kohls Kanzlerschaft.

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