Bayerns fast perfekte Bilanz in der Champions League

Dreimal spielte der Rekordmeister bisher in der Champions League gegen deutsche Teams – einmal ging es schief

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Dortmunds Julio Cesar (l.) und Münchens Carsten Jancker jagen im Viertelfinal-Hinspiel der Champions-League-Saison 1997/98 dem Ball hinterher.
Dortmunds Julio Cesar (l.) und Münchens Carsten Jancker jagen im Viertelfinal-Hinspiel der Champions-League-Saison 1997/98 dem Ball hinterher.

Neulich war er mal wieder in München. Samuel Kuffour, genannt Sammy, der lustige Verteidiger aus Ghana, der manchmal Weltklasse war und öfter Kreisklasse. Anlass war der 125. Geburtstag des FC Bayern. Natürlich haben sie da auch über die nächste Vorstellung im europäischen Fußballzirkus geplaudert. Am Mittwoch duelliert sich Bayern München mit Bayer Leverkusen, Vizemeister gegen Meister, im Achtelfinale der Champions League. Klare Sache, hat Kuffour gesagt, und dass natürlich die Bayern weiterkommen, denn »gegen deutsche Vereine gewinnen sie in der Champions League immer«.

Das ist schön launig und überzeugend formuliert, aber eben nur fast richtig. Dreimal haben die Bayern bisher in der Champions League gegen die nationale Konkurrenz gekickt. Natürlich fällt einem zuerst das Champions-League-Finale 2013 gegen Borussia Dortmund ein. Der FC Bayern siegte spät und glücklich 2:1 durch ein Tor von Arjen Robben. So eng war es nicht, als es die Münchner 1999 im Viertelfinale mit dem 1. FC Kaiserslautern zu tun hatten. Das Hinspiel in München wurde 2:0 gewonnen, das Rückspiel auf dem Betzenberg sogar 4:0.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Aber da war noch was: Ein Jahr zuvor, als die Bayern im Viertelfinale auf den BVB trafen. Die Borussia kam als Titelverteidiger zum Hinspiel ins Münchner Olympiastadion. Für die Bayern war das eine besonders unangenehme Erinnerung, denn den Titel hatten die Dortmunder ebendort gewonnen, mit einem 3:1 im Finale über Juventus Turin. Es war das dritte und letzte Jahr im Zeichen eines Münchner Missverständnisses, das den Namen Giovanni Trapattoni trug und als Erinnerung vor allem eine ungewollt komische Wutrede hinterließ. »Ein Trainer ist nicht ein Idiot«, sprach Signore Trap, aber da waren sich nicht alle sicher.

Trapattoni wollte Fußball nicht spielen, sondern arbeiten und verwalten, und so stand denn am Ende des erste Renkontres mit dem BVB ein folgerichtiges 0:0. Zum Rückspiel in Dortmund reiste der FC Bayern mit der Empfehlung von drei Bundesliga-Niederlagen am Stück an. Der Meistertitel war schon so gut wie verspielt, und das auch noch an den Aufsteiger Kaiserslautern, betreut von Otto Rehhagel, auch er ein einstiges Münchner Missverständnis. In der Champions League hätten die Bayern diese missratene Saison vielleicht noch retten können, aber dafür hätte die Mannschaft des Fußball-Verhinderers Trapattoni zumindest ein Tor schießen müssen. Diese Gefahr bestand über 90 Minuten nicht wirklich, und weil auch die Dortmunder wenig zu einem Fußballfest beitrugen, musste die Verlängerung entscheiden. Am Ende war es der Schweizer Stéphane Chapuisat, der nach Lars Rickens Flanke und Michael Zorcs Kopfballverlängerung zum Dortmunder Sieg traf.

Verantwortlich dafür war auf Münchner Seite ein gewisser Verteidiger mit der Nummer 4, der erst das Abseits aufgehoben und dann Chapuisat interessiert bei der Vollendung zugeschaut hatte. Samuel Kuffour, genannt Sammy, der lustige Verteidiger aus Ghana, der manchmal Weltklasse war und öfter Kreisklasse.

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