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Attacken auf des Messers Schneide
Andreas Fritsche über die Tücken der Kriminalitätsstatistik
Wenig Überraschendes hatte Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (SPD) am Montag zu bieten, als sie die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr vorstellte. Wirklich erstaunlich ist höchstens, dass die Zahl der Ladendiebstähle sinkt, obwohl die Lebensmittelpreise sehr gestiegen sind. Aber vielleicht sichern die Ladenketten ihre Waren einfach besser als früher oder es werden weniger Diebe erwischt und angezeigt. Solche Informationen enthält die Kriminalitätsstatistik nicht.
Leider zu erwarten war, dass Ministerin Lange unablässig auf die Herkunft von Straftätern einging. Das bestätigt das Bild, das diese Politikerin bisher schon abgegeben hat. Sie sonnte sich am Montag in ihrem vermeintlichen Mut, das nicht unter den Teppich zu kehren. Dabei gehört heute kein Mut dazu, Migranten der notorischen Messerstecherei zu bezichtigen. Ganz im Gegenteil muss man sich erst einmal trauen, die Statistiken kritisch zu hinterfragen. Denn dafür wird man zwangsläufig angefeindet. Zu sagen wäre etwa, dass junge Menschen häufiger straffällig werden als alte und dass Brandenburgs Bevölkerung im Schnitt älter ist als es die Flüchtlinge sind.
Selbstverständlich soll nichts unter den Teppich gekehrt werden. Aber gefühlt sind alle Messerstecher Migranten, weil ihre Fälle ein großes Echo hervorrufen, während das im Suff von Deutschen gezogene Messer kaum erwähnt wird. Aber immerhin 448 von 728 Tatverdächtigen sind Deutsche.
Übrigens: Bei zuletzt 793 statt im Vorjahr 680 Messerangriffen ist die Zahl der schwer verletzten Opfer von 44 auf 39 gesunken und die der tödlich Verletzten verharrte bei vier. Doch natürlich ist jedes Opfer eins zu viel.
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