Der ewige Diego gegen Lieblingsfeind Real Madrid

Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League will Atléticos Trainerlegende den großen Nachbarn ärgern

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach zwei Finalniederlagen, zuletzt 2016 im San Siro, will Atlético Madrid in der Champions League endlich mal wieder gegen Real gewinnen.
Nach zwei Finalniederlagen, zuletzt 2016 im San Siro, will Atlético Madrid in der Champions League endlich mal wieder gegen Real gewinnen.

Wer wird je diesen 7. Februar vergessen? Den Tag, an dem Atlético Madrid die lokale Konkurrenz von Real mit 4:0 aus dem Stadion schoss. Diego Simeone hat sich in seinen 14 Jahren als Trainer von Atléti schon 46-mal mit dem Lieblingsfeind aus der eigenen Stadt duelliert und neben 19 Niederlagen immerhin zwölf Siege eingefahren, und natürlich reicht keiner an das epochale 4:0 heran. Reals Trainer Carlo Ancelotti sagte danach: »Das war das schlechteste Spiel, seitdem ich hier arbeite.« Das könnte ein schöner Mutmacher sein für das Rencontre der beiden Madrider Klubs an diesem Mittwoch. Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League geht es für Atlético darum, die Spielzeit im europäischen Fußballzirkus zu verlängern. Wer Real 4:0 in einem Februar-Spiel wegfegt, kann im März auch das 1:2 aus dem Hinspiel umdrehen.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Dabei verspricht die Nähe beider Monate mehr, als sie im konkreten Fall halten kann: Atléticos großer Triumph gegen den großen Nachbarn datiert vom Februar 2015. Carlo Ancelotti absolvierte danach eine Tournee durch halb Europa, die ihn über München, Neapel und Everton wieder zurück nach Madrid führte. Simeone ist immer bei Atlético geblieben, auch wenn sich um ihn herum alles verändert hat. Sein Klub war mal das Partisanenkommando im Kreis der Arrivierten, aber inzwischen hat sich auch der Club Atlético de Madrid dem Kommerz verpflichtet.

Kulturelle Strömungen dienen nur noch als Folklore für einen überschaubaren Teil der Anhängerschaft. Atlético ist vom Parvenü zum Stammgast in der europäischen Beletage aufgestiegen, hat das baufällige Estadio Vicente Calderón im proletarischen Madrider Süden gegen das mondäne Wanda Metropolitano getauscht und den spektakulären Partisanen-Fußball gegen eine zeitgemäße Defensivstrategie. Geblieben ist nur eins: die Sehnsucht, einmal gegen Real in der Champions League das bessere Ende für sich zu haben.

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Zweimal war Atlético ganz dicht dran. 2014, im Finale von Lissabon, liefen schon die Vorbereitungen für die Siegerehrung. Der Außenseiter führte durch ein Tor des Uruguayers Diego Godín und es lief schon die dritte Minute der Nachspielzeit, als Luka Modrić eine letzte Ecke für Real ausführen durfte. Sergio Ramos traf zum Ausgleich und Atlético ins Herz. In der Verlängerung schoss Real noch drei Tore und feierte die »Décima«, den zehnten Triumph im größten, wichtigsten und besten Wettbewerb der Fußballwelt.

Zwei Jahre später trafen sich beide Klubs in Mailand abermals zum Derbi Madrileño. Wieder hieß es nach der regulären Spielzeit 1:1, und diesmal überstand Simeones Team auch die Verlängerung unbeschadet. Im folgenden Elfmeterschießen setzte Juanfran Atléticos vierten Versuch an den Pfosten und so ging auch dieses Finale an Real. Simeone sprach mit stockender Stimme: »Ich muss gut überlegen, wie es für mich weitergeht.« Das klang nach Abschied, aber er ist dann doch geblieben, neun weitere Spielzeiten. Am Mittwoch nimmt er mit Atlético einen neuen Anlauf – im März, der gern ein neuer Februar sein darf.

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